As ick lütt wär, dor wär de Wihnachtsstied ja ganz anders as
Hüttoudag. Dor gäv dat noch keen Superladen, wo dat schon in
Oktober Wihnachtssoaken to kööpen gifft. Erst Dag na
Doodensönndag güng dat dormit los. Wi woanen in een Dörp und han
een Loaden. De Lüüd bruken sick nich fein to mooken, wenn see
inkööpen wolln. Se kämen mit Schört und Schlorn. We harn aals in
uns Loaden, wat man sick denken kann, vör uns Döör ok
Dannenbööm to Wihnachten. Uns Papa ha jümm anplant. 3 Wäken ver
de Fest wörn se sloan und mit Peer und Woagn na Huus bröcht. Ick
wär noch lütt und güng noch nich noa Schoul. Doarüm derver ick
mit na Soltweddel to Markt. Anner Dach güng dat in Düstern los.
Mama har mi warm antreckt mit dick Strümp und dick Unnerrock, de ha
us Däinstdeern mi knütt und mit Parchenkleed, Mantl, Hanschen und
Mütz wör ick in Stroh packt. Wär dat een Küll doamoals! Wi
föhren mit uns Peer und Woagen up Sommerweg. Autos gäiv dat keen
up de Stroat. Dat wär ganz schön wiet von uns bett Soltweddel. We
bruken 3 Stunn. As wi dor wärn, töövern de Lüüd all up uns.
Mama ha noch secht, ick schöll man in warm Kroug gahn und een Brüh
drinken, domit mi nicht früsst, Doch mi möck de
Wihnachtsboomverkoop soon Spoaß, dat ick bie Papa bläiv. He sä:
"Nümm du man de lütt Bööm und dreih die dormit rümm, dat
de Kööper de Boom von all’ Sieten süüt". Toerst wärn wi
aal de schön Bööm los. Oaver de lessen han aal een Fähle’.
Doarum sään de Lüü: "oh, düss Boom is ja kugelrund, dor
hev ick ja garnicht so veel antohangen". Doch Papa wusser Roat:
'Dat is doch garnicht leeg. Doar nimmst du de Soag und snittst
Twiegen aff, de di to veel sünd. Kieck mal, ick wies di dat".
Und ganz fix ha eh een fein Boom herzaubert. Dör röp een anner:
"Düss Boom is schön groot, oaver de is veel to dünn, dor
välen ja överall noch Twiegen. Wo schall ick dor all de Kugeln und
dat Glitzerkram loaten?" Papa nöihm de Bohrer in Hand und sä:
"Nu pass up, wie dat moakt watt. Hier bohrst du Löcker in und
setzt de Twiegen rin. Ick geev di all de Twiegen mit. Schasst moal
seen, watt doarut värn fein Boom ward. Köst uck 10 Pennj’n
wenige!" Naja, und denn wärn dor noch de Bööm mit de scheev
Spitz. Ick däch so sacht vör mi, wat he dor woll mit anstellt.
Oaver nix eenfacher ass datt. ' Denn’ stellst du up de Kommood so
henn, dat dat Scheeve gor nicht to säin is. Wenn du em schön
antreckt hast, maakt keen een, dat eh nicht groad wussen ist. Ja,
sühstwoll, en Boom kann man schön moaken, oaver wi Minschen
mütten so blieben wie Gott uss schaffen hat! " As wi denn an
Meddag ran wären, köim de gaaz arm’ Lüüd. De könn’ sick
keen Boom köpen. Papa kenner jümm. Se kreegen de Boom mit Twiegen
und noch Appeln und Beern schenkt. Nu könn’ se uk Wihnachten
fiern. As wi uss in Kroug upwarmt und Afgekookte äten harn, güng
dat werra noa Huus. Hinner de Boahnschien’ in Lübbow könn’ wi
sloapen, de Peer bröchen uss siche’ noa Huus. Dat gäiv noch
vööl to doun in de Wihnachtstied. En Schwien schöll noch slacht
warn. Uck de Göis und Anten, und de mössen ok noch ruppt warn.
Wenn hüüt mannigeen seegn dait, fröiher wär dat alens väl
schöne’ und ruhige’, dor kann ick nich toustimmen. Uns Öllern
müssern sick wat avmerachen in Winte’ wie in Somme’. De hahn
garkeen Tied hat tou Fernsehen und mit de Autos rümmtokarjohlen. Se
wärn froh, wenn se Heiligoabend ut de Gedicht von Knecht Ruprecht
seggen könn’: "Alt und Jung sollen nun von der Jagd des
Lebens einmal ruh'n!"
Wihnachten bi uns to Huus
Je öller wi sünd, je mehr denkt wi an fröiher torüch. Graad
in de Wihnachtstied komen uns de däipsinnig Gedanken. Min Öllern
harn een Loaden, Kroug und Buernwirtschaft. Dag no Doodensönndag,
keen Dag eher, wöör uns Clubzimmer Utstellungsruum vör all dat
Speelkraam und Dannenboombehang, wat to Wihnachten verköfft warn
schöll und in Loaden keen Platz har. Ick har dat goud, künn mi all
Daag allens ankieken; Poppen mit und ohne Sloapogen in Karton mit
Gummiband fast moakt. Genauso de feinen Poppenstuvmöbel, groot und
lütt Poppenstuven, Koopmannsloaden mit de Woaren in ganz lütt
Pakete dortou. Isenboahn toun Uptrecken. De löip jümmers in Kreis
rümm. Boukasten, Speele und vör de grood Jungs een Dampfmeschin.
Up uns Hoff verkööper uns Voader Dannenbööm. Nich bloß wi harn
veel Arbeit to de groot Fest, ok all de andern Lüüd. Jedereen
slacht een Swien, Göis und Anten und in jeder Huus wöör backt:
Bodderkouken, Appelknüst, Honnigkouken und Päpernööt. Dormoals
sä man: "To Wihnachten backt Jedermann, to Ostern wer kann,
doch to Pingsten nur de rieke Mann!"
Wenn denn endlich Heiligavend ran wär, güngen wi Schoolkinner
alltohoop to Fout von Grabow na Plate to Kerk. In Lindenallee
tööven schon de Kinner von Obergut und Boahnhoff. De Jungs pesen
vörweg, köimen denn mit eenmaal ut Groaw sprungen und wollen uns
vejoagen. Wi Deerns sungen all die Wihnachtsläider, de wi bi uns
Lehrer lehrt harn, bett wi in Plate ankomen wärn. In Kerk wärn all
de Konfirmanden doarbi de Talglichte’ an de 2 groot
Wihnachtsbööm antosticken. Wi setten uns up de Bank. An een Siet
de Deerns und Fruns und an anner Siet de Jungs und Kerls. De Bööm
weern wunnerschön antokieken. Wenn denn uns Pastoor de
Wihnachtsgeschicht vörlesen dä, denn wär Heiligavend. Harn wi
denn no de Andacht `Oh du fröhliche, oh du seelige" und
"Stille Nacht, heilige Nacht" sung’n, lööpen we so
drall wi könn’ na Huus.
Dor gäiv dat nu Gröönkohläten mit Affgekookte, extroa in Lüchow
bi Schlachter köfft. Und denn kümmt de Wihnachtsmann. Bloß bi uns
wär datt noch lang nich so wiet. Uns Loaden wär full. De Lüüd
wärn von Kerk noch na uns toun Inkööpen koam’. Uns Mudder
fraier sick, dat se noch Dannenboomspitzen, Kugeln, Lametta,
Wunnerkerzen und so mannig Geschenk los wöör. As al weg wärn und
wi de Döör tousluten wolln, wär noch een Gast in Gaststuuv de
nich na Huus woll. All dat Toureden und Betteln hölper nich. Wi
löiten em sitten und güng’n nu dorbi von de Utstellungsruum uns
Wihnachtsstuuv hertorichten. Up Hoff wärn noch Kerls, de een
Wihnachtsboom söicken. De harn ok nich eher Tied hat, denn doamoals
müssen se noch bett Heiligavend arbei’en. Vör uns har Papa schon
rechttiedig een Boom torüchstellt. Min Brouder moakt em up Fout und
bröcht em noa Stuuv.
Oaver oje mi nee, oje mi nee, watt wär denn mit de Boom los?
De stünk ja ganz bannig noa Mess. "Papa, wat hast du denn
dormit moakt?" Ick hevv em in Swienstallgang torüch stellt
hat, süss harn wi keen Boom mehr affkräg’n!" Nu nöihm wi
de Boom wedder na buten und duschen em mit Woader aff. In Köök
loten wi em affdröppen, süss harn wi glieks Istappen an Boom hat.
Min Schweste’, min Brouder und ick kleedern nu endlich de Boom an
.
As wi denn äten harn und de Wihnachtsmann mit de wunderbaren
Geschenken koim, wär Middernacht. Al wärn möid von de veele
Arbeit, oaver ick wär hellwach und speeler mit de fein Himmelbett
und de nie Popp. Vör min grood Poppenstuuv har ick nie Möbel
kreegen und richtig’ Lampen, de an Batterie ansloaten wörn. Anner
Dag güngen wi Kinner von Huus to Huus Wihnachtsbööm und Geschenke
bekieken. överall kreegen wi wat to Naschen. Am Schönsten wär de
Boom bi uns Noaber Wolfrath, de dreier sick und spööler
Wihnachtslaider.
Bescherung up’m Untergut
Nu köim noch gaaz wat Besonners. Dat gäiv dat bloos bi uns in
Grabow. Twischen de Fierdaag wöörn all Schoolkinner (8 Joahrgäng’)
mit uns Lehrer bi von Platos up Untergut inloadt. Fru Baronin, de
ehr Öllern een Speeltüüchfabrik in England harn, woll uns
beschenken. In ehr Lüüderuum bekööm wi von ehr Mamsell sülvst
backt Wäitenstuten und Kakao. Denn güngen wi in de grood Stuuv, wo
de ganze von Plato Familie uns begrüßt. Dor stünn een ganz groot
Wihnachtsboom wie inne Kerk. Wi stellen uns in Halvkries dorvör und
sung’n -und sään Gedichten up. Stillkens schäilt wi noa de
langen Dische mit de veelen so schön verpackt’n Geschenke. Nun
kööm de Bescherung. Jeder Kind kräich 3 Geschenke: 1 groot, 1
lütt und een Wihnachtstüüt. Doch denn kööm noch wat ganz
Schönes. Barbara, de Dochte’ wies mit ehr Heimkino, LaternaMagica,
Märchenbiller und verteller de Geschicht dortou. Se har soon fein
Stimm, dorinn weer ick ganz veläivt und wer ganz truurig, wenn de
Kino to Enn wöör. Up uns Nohuswech möken wi veel Larm mit alls
wat Krach möik und wat wi kreegen harn. Dor künn sick nu de ganze
Dörp mit uns freien.
Weihnachtszeit in meiner Kindheit (keine direkte Übersetzung)
Als ich klein war, da war die Weihnachtszeit ganz anders als
heutzutage. Da gab es noch keinen Supermarkt, wo es schon im Oktober
Weihnachtssachen zu kaufen gibt. Am Tag nach Totensonntag ging das
damit los. Wir wohnten im Dorf und hatten einen Laden. Die Leute
brauchten sich nicht fein zu machen, wenn sie einkaufen wollten. Sie
kamen mit Schürze und Pantoffeln. Wir hatten alles im Laden, was
man sich denken kann, für unser Dorf auch Tannenbäume zu
Weihnachten. Vater hatte sie gepflanzt. Drei Wochen vor dem Fest
wurden sie geschlagen und mit Pferd und Wagen nach Haus gebracht.
Ich war noch klein und ging noch nicht zur Schule. Darum durfte ich
mit nach Salzwedel zum Markt. Morgens ging es schon im Dunkeln los.
Mutter hatte mich warm angezogen, mit dicken Strümpfen und warmem
Unterrock, die hatten unsere Dienstmädchen mir gestrickt und mit
Kleid, Mantel, Handschuhen und Mütze wurde ich in Stroh gepackt.
War das eine Kälte damals! Wir fuhren mit Pferd und Wagen auf dem
Sommerweg. Autos gab es keine auf der Straße. Es war ganz schön
weit von uns bis Salzwedel. Wir brauchten 3 Stunden. Als wir
ankamen, warteten die Leute schon auf uns. Mutter hatte mir noch
gesagt, ich sollte man in einen warmen Krug gehen und eine heiße
Brühe trinken, damit ich nicht friere. Doch mir machte das
Weihnachtsbaumverkaufen einen solchen Spaß, dass ich bei Vater
blieb. Er sagte: 'Nimm du man die kleinen Bäume und drehe dich
damit rum, dass die Käufer die Bäume von allen Seiten sehen.'
Zuerst waren wir alle schönen Bäume los. Die letzten hatten alle
einen Fehler. Die Leute sagten: 'Dieser Baum ist ja kugelrund, da
habe ich gar nicht so viel an zu verhängen. Doch Vater wusste Rat:
'Das ist doch nicht schlimm. Du nimmst eine Säge und schneidest
Zweige weg, die dir zu viel sind. Schau mal, ich zeige dir das.' Und
ganz schnell hatte er einen schönen Baum hergezaubert. Da rief ein
anderer: 'Dies ist ein schöner Baum, aber der ist viel zu dünn, da
fehlen ja überall noch Zweige. Wo soll ich da alle die Kugeln und
den Glitzerkram lassen?' Vater nahm den Bohrer in die Hand und
sagte: 'Pass auf, wie das gemacht wird. Hier bohrst du Löcher und
setzt die Zweige rein. Ich gebe dir alle diese Zweige mit. Du wirst
sehen, was das für ein feiner Baum wird. Kostet auch 10 Pfennig
weniger! Und dann waren da noch die Bäume mit der schiefen Spitze.
Ich dachte so bei mir, was er da wohl mit anstellen wird. Aber
nichts einfacher als das. 'Den stellst du auf der Kommode so hin,
dass das Schiefe gar nicht zu sehen ist. Wenn du ihn schön
angekleidet hast, merkt keiner, dass er nicht gerade gewachsen ist.
Ja siehst du, einen Baum kann man schön machen, aber wir Menschen
müssen so bleiben, wie Gott uns geschaffen hat! So gegen Mittag
kamen die ganz armen Leute. Die konnten sich keinen Baum kaufen.
Vater kannte sie. Sie bekamen den Baum mit Zweigen und noch Äpfel
und Birnen geschenkt. Nun konnten sie auch Weihnachten feiern. Als
wir uns im Krug aufgewärmt und Abgekochte gegessen hatten, ging es
wieder nach Hause. Nach dem Bahnübergang in Lübbow konnten wir
schlafen, die Pferde brachten uns sicher nach Hause. Es gab noch
viel zu tun in der Weihnachtszeit. Ein Schwein sollte noch
geschlachtet werden. Auch die Gänse und Enten und die mussten auch
noch gerupft werden. Wenn heute mancher sagt, früher war das alles
viel schöner und ruhiger, da kann ich nicht zustimmen. Unsere
Eltern mussten sich abrackern im Winter wie im Sommer. Sie hatten
gar keine Zeit zum Fernsehen und mit dem Auto rum zu fahren. Sie
waren froh, wenn sie Heiligabend aus dem Gedicht von Knecht Ruprecht
sagen konnten: 'Alt und Jung sollen nun von der Jagd des Lebens
einmal ruhen!
Copyright Lydia Kulow
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