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War die Kornernte unter Dach und Fach und bis zur Kartoffelernte
eine Verschnaufpause eingekehrt, kam die Dreschmaschine. Sie wurde mit
Pferden gefahren und mit einer Dampflok angetrieben. Nun war
Gemeinschaftsarbeit angesagt. Viele Helfer waren nötig. Auch wir Kinder
halfen mit. Wir mussten das Stroh schleppen, dabei wurde rumgetobt und nach
der Arbeit im Heu Verstecken gespielt. Draußen waren lange Tische und
Bänke aufgestellt und für alle gab es Butterkuchen und Muckefug. Das war
Bonisto-Malzkaffee. Damit er besser schmeckte, wurde er mit Zichorie
verfeinert. Abends gab es ein Essen wie zur Hochzeit. Darum hieß es auch
Maschinköst.
Die fahrbare Dreschmaschine zog nun von einem Landwirt zum anderen und immer
waren alle Kinder dabei. Mein Vater hatte zu der Zeit schon eine eigene
eingebaute Dreschmaschine. Das meiste Korn hatten wir gleich, wenn es
eingefahren wurde vom Wagen gedroschen. Auch wir brauchten viele Leute zum
helfen. Als ich größer war, musste ich immer die Garben aufschneiden und
dem nächsten zum Einlegen in die Maschine geben. Die Maschine stand oben in
der Scheune. Man musste die Leiter hochsteigen, um dort hinzukommen. Ich bin
einmal von der Leiter auf den Boden gesprungen. Die morschen Bretter gaben
nach und ich landete zwischen den Treibriemen. Die Maschine stand still,
aber mir war nichts passiert. Meine Eltern haben sich noch mehr erschrocken
als ich. Die Riemen wurden wieder aufgelegt und die Arbeit ging weiter."
Un nu een beeten mehr up Platt: Wat hat sick doch bi de Koornernte in een Leben alls ändert.. Mien
Vader vertellt mi, wie dat wär as he jung wär. All Kerls ut Dörp güngen
ganz früh mit Seißel to mähen los. Denkt ju, dat ganze Koorn müsst mit
Seißel afmäht warn. Wenn de Fruns de Köh melkt ham, güng se no Feld. Se
müsse dat Koorn mit de Halme upsammeln und to Garben tosomenbinden. De Band
mökt man von de Halmen und mit een kunstvoll Knoten höllt dat tosamen.
Denn wörn de Garben to Stiegen upstellt. Nu müßt dat schön drögen und
mit Ledderwaagen in Schün föhrt warn. Dat Koorn wär mit Döschflögel
utslahn. In mien Kinnertied gäv dat schon de Meimaschin. Twee Peer kömen
dorför. Nu wär dat för de Buer schon lichter, ober för de Fruns de
sülbe Arbeit mit dat upnehmen und Garben binden und to Stiegen upstellen.
Bald dornah ha de Meimaschin twee Sitze. Mien Vader löt mi dor upsitten, de
Peer to lieden. Up de anner Sitz sät he, de Garben aftoleegen. Dat wär nu
schon een grood Arbeitserleichterung för de Fruns. Dat Garben upstellen und
inföhren wär dat sülvig. Wenn Gewitter öber Kopp stün, günn dat
Biersen los. De Peer angespannt, hen no Feld, de Garben upgestookt und in
Schün in de "Banse" gepackt. Wenn dat nich mehr so ielig wär,
gönn dat Döschen los. Bi all dat schoor und stöbig Arbeit wär dat een
Fest.
Ut Jabel köm de Lohndöscher. Veel Lüüd wärn to Helpen bestellt. Ock
all de Kinner ut Dörp helpen. Dat wär een Frei för sem. Se slepen dat
Stroh von Hoff na Schün.
To de "Maschinköst" wär soveel anricht wi to Hochtied: Een
Schwien wär slacht und Botterkoken backt. Buten an langen Dischen und Bänk
gäv dat dus wunderbare Eten und Kaffee und Koken. Dat wär noch
Gemeinschaftsarbeit för Eten und Drinken.
Wedder een Tied later schaffen sick de Buern sülvst een Döschmaschin (in
Hus) an. Dat Utdöschen wär mannigmal glieks von Wagen orrer later, wenn
mehr Tied wär. Jo, und denn köm de Sülvstbindermaschin und nodem de
Meidöscher. De wärn immer grötter und immer dürer und nur de Buern, de
een grood Hof heven, können sick dat leisten. Intwischen gäv dat ock de
Maschinenring. Dor können sick de Buern de Maschins för Geld utlehnen. Wat
hat sick allens andert. För een lüt Wirtschaft von 15 ha bröke man
ständig 7 Arbeitskräfte.
Hüt bewirtschaftet de Buer poor Hundert Morgen ganz allen. De Buersfru
mökt oft noch een anner Arbeit in Stadt. De Buer möd mit de Tied mitgahn,
sonst kann he nich bestohn. Doch een is immer noch dat sülbig: He is up dat
Wedder angewiesen und dat kömt von Boben, dor kömen wi all nix an ändern.
Kartoffelernte
Hatte der Bauer ganz früher Kartoffelernte, brauchte er viele Leute. Die
Kartoffeln mussten mit der Hand rausgekratzt werden. Dazu benutzte man den
Kartoffelkratzer. Hatte der Bauer für kleinere Landwirte den Acker
bestellt, mussten die Frau und auch die größeren Kinder helfen, d. h. sie
mussten vier Wochen auf den Knien herumrutschen, die Männer mussten die
Körbe mit den Kartoffeln in Säcke kippen und die schweren Säcke zum Wagen
bringen. Das machte man zu zweit, indem sie mit Hilfe eines dicken Stockes
die Säcke mit Schwung auf den Wagen setzten. Das war für alle eine harte
Arbeit.
Im Krieg, als viele Männer Soldat waren, wurden ganze Schulklassen zum
Kartoffelsammeln eingesetzt. Zunächst mussten die Ackerränder noch mit der
Hand frei gemacht werden. Am nächsten Tag wurden die Kartoffeln Reihe für
Reihe mit dem "Klabuster" (Kartoffelroder) rausgeschleudert und
dann von den Kindern in Körbe gesammelt. Das ging auch auf den Knien. Jeder
wollte der Erste sein und dann ging es flott voran. Hierfür gab es extra
lange Ferien. Die Frauen brachten Butterkuchen und Kaffee aufs Feld und
abends gab es ein Festessen. Wo haben wir doch überall Kartoffeln
gesammelt. Von der Lüchower Schule aus in Künsche, Dünsche, Kolborn und
Ranzau. Von der Grabower Schule in Beutow, Belitz und Grabow, dort auf den
Gütern. War die Kartoffelernte beendet, wurde das Kraut verbrannt. In der
Asche wurden die Kartoffeln geröstet und auf dem Feld gegessen. Die
Kartoffelernte hat uns ganz viel Spaß gemacht.
Auch mein Vater bekam eine Schulklasse und zwar meine eigene aus der
Mittelschule Lüchow. Ich musste dann vorher mit unserem August die ersten
zwei Reihen am Rand vom Kartoffelacker mit der Hand und zwar mit dem
Kartoffelkratzer rausmachen.
Obwohl ich als Kind kein großes Interesse an der Landwirtschaft hatte, ich
war lieber im Laden, so hat mir doch die Kartoffelernte viel Spaß gemacht.
Ja, fröher weer allns anners und beter", so hört man oft
von de öller Lüüd. Und se denken vull Wehmut an de Tied torüch.
All dat Leeg is vergeten und in Erinnerung blifft dat Schöne. Weet
ji noch, wie wi Kreihenköst fiert hefft? Det weer een ganz
kandidelt Fest. Grood und Lütt - all harn watt dorvon. An 2.
Oostertag günn all Kinner in Dörp rum to Snurren. Hus bi Hus
stüert se an. Se han een grood Korf mit Hau, dar leegen de Fruns
Höhnereier rin. Höhner harn se fröher all und ock dat~Fudder vor
sem. Man bruke sick nich de Hacken aflopen no de "Eier von
freilaufenden Hühnern". Oostern weer de grood Küll vörbi und
de Höhner leegen werrer düchtig. De Kinner sungen: "Thein
Eier, thein Eier in unseren Kiep. Wi sünd arm und ji sünd riek und
wenn ji uns keen Eier gäben, schall de Hohn juu Höhner nich mehr
treden!" Wenn eener sem nich up Hoff leet, tröck se argerlich
af und sungen: "Witt Tweern, swart Tweern, dat all Wief, dat
gifft nich gern!" Ober in uns Dörp Grabow dar geev jedereen,
wot he könn. Wi harn ock twee grood Güter.
Wenn de Kinner dor
wärn, keem de "Gnädige Fru" sülmst vör Döör. Bi ehr
müßt se singen: "im Märzen der Bauer die Rößlein
anspannt!" Jo, mit de Rößlein, dat is nu ock vörbi. Und Eier
wär dat nu ok nich mehr gäben. Ober dormals - wat wär dat för
Freid, wenn de Korf full wär! Denn günn dat tröch na Dörp.
Unnerwegs eeten se de bunte hartkookt Oostereier und de rohen Eier
verköpen se bi mien Mama in Loaden. Dorfür kreegen se Geld. Dat
gäven se glieks för Beulschen, Bruuspulver, Lakritzen und
Veilchenpastillen ut. Sünndog na Oostern, denn günn dat Kumedie
erst richtig los. Kreihenköst, dat wär fröher de Belohnung för
de Knechen, weil se de Kreihennester utnohm han, dormit de veelen
Kreihen de Saat up Feld nich kaputt möken. Knechen, dat wärn all
de grood Jungens, of se nu Buerjungs orrer Arbeiterjungs wärn.
Wärn se konfirmiert, hören se dorto. All tosom günn nu de Knechen
in Dörp rum to Snurren. Se kreegen ock Höhnereier, aber vor allem
Schluck und ock Geld. Und mannig een möck dat nu Spooß, de Bengels
so richtig intoseepen. De Jüngste, he müß de Kreihennest drogen -
wär toerst dun. Dat Schluck, wat he nich gewohnt wär, steeg ehm to
Koop. De bannig starken ham ehr Last, de dun Jungs und de Eier heel
na Krog to kreegen. Dar wärn se braad. In Grabow möck dat mien
Schwester. Se kooke ock Kaffee, dat de Bengels werrer nüchtern
wärn. Up de Obend freien sick de Deerns, denn wär Musik und Danz
up de Sool. Eener ut Dörp speelt mit de Hondorgel, dat köst keen
Geld und dorum ock keen Intritt. Een Fatt Beer wär ansteekt. Dat
ham sick de Knechen noch tosamen snurrt. Und denn wär fiert und
danzt. All ut Dörp keem, de oll Fruns wärn de Tokieker. Se passen
genau up, wer mit wem danzt und wievölmal mit de Gliek.
Kreihenköst, dat wür een schön Fest!
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