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Hochwasser in der Seege-Niederung 1941
Mit Text und
Fotos von
Karl-Heinz Schwerdtfeger
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Am östlichen Ortseingang von Gartow liegt der Gutshof
Quarnstedt. Zwischen dem Ort und dem Gut fließt ein kleiner Fluss, die
Seege, die eine Niederung zur Elbe hin entwässert.
Was passiert, wenn die Elbe nicht bereit ist, das Wasser der Seege
aufzunehmen, schildert im Folgenden Karl-Heinz Schwerdtfeger, dessen
Vater der Gutsverwalter ist. |
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Das Foto zeigt mit dem Blick vom Gutshof auf Gartow die damalige
Brücke, die 1945 vor der Ankunft der Amerikaner gesprengt wird. |
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Frühjahr 1941
Durch das Elbehochwasser wurden die Wassermassen auch in der
Seegeniederung aufgestaut. Denn die Einmündung der Seege in die Elbe
hatte ja keinen Flutschutz. Das Aufstauen geschah regelmäßig, sobald
die Elbe Hochwasser brachte. Diese aufgestauten Wassermassen blieben
aber gewöhnlich in der Niederung zwischen den Winterdeichen, so dass
das übrige Gebiet vom Wasser verschont blieb.
Im Frühjahr 1941 jedoch kam es im Bereich der
Niederungen von Laasche, Restorf, Brünkendorf und Pevestorf auch zur
Überflutung des Deichhinterlandes. Die Ursache für diese
Überschwemmungen ist mir nicht bekannt. Meines Wissens gab es damals
keinen Deichbruch, weder an der Elbe zwischen Schnackenburg und
Gorleben, noch an den Deichen der Seege-Niederung.
Möglicherweise war die Kapazität des Schöpfwerkes vor Restorf nicht
ausreichend, um das steigende Wasser aus dem Restorfer See in die
Seege-Niederung zu pumpen. So konnte sich das binnendeichs gestaute
Wasser über die Schaugräben bis nach Holtorf ausbreiten, und
überschwemmte dabei einen Teil der bereits bestellten Äcker des Gutes
Quarnstedt.
Aber auch der Gutshof Quarnstedt selbst wurde teilweise überflutet.
Hier stellte sich später heraus (als die gestauten Wassermassen der
Seege-Niederung langsam abliefen), dass ein Entwässerungsrohr von der
tiefsten Stelle hinter dem Gutshofes durch den Deich ungenügend
abgedichtet worden war. So quoll das Wasser aus der überschwemmten
Seege-Niederung an der undichten Stelle durch den Winterdeich auf das
Hofgelände. Jeder Abdichtungsversuch auf der Hofseite misslang, weil
der Wasserstand außendeichs fast die Krone des Winterdeiches erreicht
hatte und dadurch der Wasserdruck sehr groß geworden war.
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Aufgenommen von der Gartower Seege-Brücke mit
Blickrichtung Osten (Richtung Kapern). Zwischen den Winterdeichen
haben die Wassermassen die Seege-Niederung überflutet. Das war das
Stauwasser, welches bei jedem Elbehochwasser erwartet wurde und nichts
Ungewöhnliches war. |
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Überflutetes Gartengelände hinter dem Gutshaus
Quarnstedt.
Die auf dem Foto abgebildeten Kinder sind von links nach rechts
Marga Luginbühl (8), Karl-Heinz Schwerdtfeger (8), Julius Jungblut
(8), Marie-Luise Schwerdtfeger (5), Otto Luginbühl (6), im Kinderwagen
Kristel Schwerdtfeger (ca.1). |
Die rechts oben auf dem Foto zu erkennende
Giebelwand gehört zur Scheune, die da bereits im hinteren Teil zum
Schafstall umfunktioniert worden war. Während im vorderen Teil Dünger
und Koksvorräte gelagert waren. Ein Jahr später wurde Gebäudeteil
rechts zur Erweiterung der Schweinezucht ausgebaut (brannte am 15.
April 1945 vollständig nieder und wurde nicht wieder aufgebaut). |
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„Kahnfahren" auf dem überfluteten
Gartengelände hinter dem Gutshaus. Karl-Heinz Schwerdtfeger schippert
mit einem sogenannten Schweinetrog unter Zuhilfenahme einer
Bohnenstange auf dem überfluteten Gartengelände herum. |
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Über Nacht war das Wasser durch das Leck im
Winterdeich auf das Hofgelände eingedrungen. Als man die
Überschwemmung bemerkte, war ein Abdichten der Leckstelle nicht mehr
möglich. Eine starke Pumpe musste her. Erst als das Stauwasser in der
Seege-Niederung langsam ablief, konnte eine Hochleistungspumpe von
weit her unter Schwierigkeiten geliehen, herangeschafft und
installiert werden, um das eingedrungene Wasser vom Gutshof über den
Deich zu pumpen. |
Diese Pumpe wurde angetrieben vom Lanz-Bulldog
des Gutes über Riemenscheiben mittels eines Lederriemens. Pumpe und
Trecker standen auf dem Winterdeich und sind auf dem Foto nicht zu
sehen. |
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Rechts auf dem Foto ist der große Wasserstrahl
der Pumpe zu erkennen. Auf dem Gutshof Quarnstedt ist dort die tiefste
Stelle im Gelände. Die Pumpe musste eine größere Wassermenge
bewältigen, als die durch das Leck im Deich hereindringende Menge.
Sonst wäre der Gutshof noch weiter vollgelaufen.
Nach tagelangem Pumpen war schließlich die Leckstelle soweit frei vom
Wasser, dass man das Loch abdichten konnte.
Die Ostscheune (links im Hintergrund), in der die Lanz-Dreschmaschine
stand brannte am 15. April 1945 vollständig nieder und wurde nicht
wieder aufgebaut. |
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Am Höhbeck |
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An der Straßengabelung westlich von Restorf am
Trafo-Haus.
Frau Johns und Frau Schwerdtfeger (meine Mutter) stehen auf dem
Findling, der vor der Eiche liegt. Die gesamte Niederung bis vor
Brünkendorf scheint überflutet worden zu sein. |
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Vergleichsfoto aus dem Jahr 2002.
Der Stamm der Eiche hat in den verflossenen 61 Jahren einen
beträchtlichen Umfang bekommen. Der davor befindliche Findling
erscheint geradezu klein. Aber es ist derselbe Stein.
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Überflutete Straße zwischen Restorf und
Brünkendorf. Die Personen sind : Kuno Johns / Gartow, mit Damenhut
dessen Frau, geborene Wolgast, und Frau Schwerdtfeger. |
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Auch beim Restorfer Trafo-Haus aufgenommen: die Straße von Restorf
nach Pevestorf. Straße teilweise überflutet. Links die
Wiesen-Niederung und rechts zum Restorfer See die Wiesen sind
überschwemmt. Vergleichsfoto aus dem Jahr 2002. |
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Karl-Heinz Schwerdtfeger berichtet auf späteren Seiten mehr von Gartow
und Quarnstedt.
Auf der Tour begegnen wir jetzt einigen Männern aus Bergen/Dumme, die
sich in ihren braunen Hemden einen besonderen Platz oben im Drawehn als Versammlungsort
sichern.
Die Blockhütte
Kapitel Wasser
Dannenberg1946/1947
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(Seite erstellt im 2011)
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