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An der Grenze bei Thune und Harpe
1950-1956
Mit Fotos von Klaus ter Horst u. a. |
Zum Thema
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Die Grenze schlägt im Süden der Swienmark einen Bogen um Harpe und verläuft dann auf dem
Harper Mühlenbach, der den Oberlauf der Dumme bildet und in den
flachen Ausläufern des südlichen Drawehn bei Schäpingen sein
Quellgebiet hat. |
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Auf Landkarten wird der Bach in der Regel auch hier schon Dumme
genannt.
Deutlich mäandriert der Bach in einer schmalen und von Gehölz
bewachsenen Aue.
Wir machen eine kleine Wanderung von Harpe an der Grenze entlang nach Thune. |
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Am Beginn des Kalten Krieges ist die "grüne Grenze" in der Landschaft
noch kaum erkennbar. Es gibt noch keine Befestigungen, Sichtstreifen
und Wachtürme. Die kleine
Straße von Harpe nach Dahrendorf ist lediglich durch einen Erdwall
gesperrt. |
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In dem Gehölzstreifen verläuft die Grenze auf der Dumme.
Wir suchen uns einen Pfad, um näher an die Dumme heranzutreten.
Auf der "Ostseite" (hier eigentlich
Süden) beginnen Waldarbeiter, einen Sichtstreifen entlang der Grenze
von Gehölz freizulegen. Sie stehen unter Aufsicht von "Vopos",
Volkspolizisten.
Wir erreichen bald den Ortsrand von Thune.
Der Torwart vor Martens Scheune imponiert uns einen Moment, aber das
Foto zeigt auch die Nähe der Grenze unten in der Aue.
Wenn wir querbeet weiter um den Ort herumgehen, stoßen wir auf die
alte Pflasterstraße nach Barnebeck, die nun Jahr für Jahr weiter mit
Gras und Kraut zuwächst. |
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Die vorliegenden Fotos der Barnebecker Mühle sind vielleicht die
letzten, die gemacht werden können.
Denn die Mühle liegt auf der "ostzonalen" Seite des Grenzbaches. |
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Die Dumme ist hier zwar nur ein schmaler Quellbach, der aber schon die Gielauer und
die Harper Mühle bedient hat und nun bei Thune die dritte Wassermühle
antreibt, die Barnebecker Mühle. Jedenfalls war das früher so. Jetzt
um 1950 wird es eng für die Barnebecker Mühle. Sie liegt am falschen
Ufer. Die DDR-Führung
will das direkte Wohnen an der Grenze nicht mehr zulassen. Schon in
der "Aktion Ungeziefer" (mehr dazu in
Wootz) werden die Bewohner
zwangsweise umgesiedelt. Einige Jahre stehen die Gebäude leer, dann
werden sie abgerissen. |
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Aufgenommen etwa 1955.
Die Mühle ist verlassen. Der Zugang und damit auch die über den
Mühlenhof führende Straße nach Barnebeck ist von dieser Seite mit einem
Erdhügel versperrt. Grenzbefestigungen gibt es aber noch
nicht. Das Schild "Zonengrenze" ist natürlich von westlicher Seite
aufgestellt, denn drüben gibt es einen anderen Sprachgebrauch. Dort heißt
der neue Staat DDR. Hüben darf man nur von der SBZ (Sowjetisch besetzte
Zone) reden. Wer hier "DDR" in den Mund nimmt, muss die Anführungszeichen
mitsprechen, sonst gilt er als Kommunist und damit als Staatsfeind. |
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Die Gebäude der Barnebecker Mühle im Winter. Bis vor wenigen Jahren
haben die Bauern von Thune hier ihr Getreide mahlen lassen. |
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Der
Osterspaziergang geht weiter um Thune herum. Hinter der Anhöhe mit dem
Ackerland liegt Nienbergen. Dort gibt es jetzt einen provisorischen
Bahnhof als Ersatz für den Bahnhof Bergen, der in der SBZ liegt. |
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Die Bahnlinie ist auf dem nächsten Foto links in der Ferne zu erahnen.
Hinter dem Gehölzstreifen liegt die Sandkuhle von Thune. |
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Wir haben Glück. Da kommt der Zug mit der Dampflokomotive von
Nienbergen nach Uelzen.
Die historische Bahnlinie, die Amerika-Line, die gebaut war zur
Verbindung Bremen-Berlin. |
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Die jungen Leute von Thune sind es gewohnt, mit ihren Fahrrädern durch
Sandwege zu fahren.
(Am Weg nach Leisten.) |
Von dem jungen Mann mit der Kamera (Klaus ter Horst) stammen die
meisten Fotos dieser Seite. |
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Wir kreuzen auch den Weg von Warpke und Schnega.
Die prägnante "Hängebirke" hat es dem Hobby-Fotografen angetan.
Fast alle erkennbaren Gebäude gehören zum Hof Thune Nr. 6 von Otto
Schulz, der ausgedehnte Ländereien mit zahlreichen Bediensteten und
Deputatarbeitern bewirtschaftet.
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Zwischenbemerkung: Unser virtueller Rundweg zeigt auch alle
Jahreszeiten. Real braucht man dafür allerdings nicht mehrere Jahre
... Im Frühling und im Sommer treffen wir die Leute von Otto Schulz
auf den Äckern. |
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Fahrt zum Acker. Der neue Lanz Bulldog mit "Gummiwagen". |
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Auch der alte Lanz Bulldog mit Baujahr 1939 tut noch seine Dienste.
Der Ungar Bela, der seit 1945 bei Otto Schulz arbeitet, ist einer der
beiden Treckerfahrer. Der andere Fahrer, der dieses Foto wohl
aufgenommen hat, verunglückt 1951 tödlich mit dem Trecker auf dem
Bahnübergang. Die Schranken sind nicht geschlossen. Ein unplanmäßiger
Zug trifft den Traktor in die Seite und teilt ihn in zwei Teile. |
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Kornernte mit dem Mähbinder. Aufschrift auf dem Lanz: Otto Schulz, Thune 6. |
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Im Frühjahr werden Kartoffeln gesetzt.
Bald darauf geht es zum Rüben verziehen.
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Bauer Otto Schulz (hier mit Stock) hat alles unter Kontrolle.
Dazu kommt er meistens mit seinem Motorrad. Das soll übrigens im
Feuerwehrmuseum in Neu Tramm noch zu sehen sein. |
Auf dem Acker für Pflanzkartoffeln (Saatguterzeugung) müssen kranke
Pflanzen entfernt werden. |
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Nachdem wir Thune umrundet haben, wollen wir uns noch kurz das Dorf
anschauen. Um 1950 hat Thune mit den Flüchtlingen 165 Einwohner. 1939
waren es 95 Einwohner. Heute (2010) leben dort weniger als 50
Personen. |
Dorfstraße von Thune (rechts Gebäude von Otto Schulz). |
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Die jungen Männer sitzen auf einem wichtigen Gerät, auf dem Schneepflug.
Im Hintergrund das große Wohnhaus für Deputatarbeiterfamilien auf Hof
Otto Schulz. |
Die beeindruckende Eiche von Thune mit Ernst Polewka, der nach Amerika
auswandert und dann noch einmal zurückkommt, um seine Verwandten aus
der SBZ über die grüne Grenze zu schmuggeln. |
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Dieses Haus ist zum Zeitpunkt der Aufnahme noch vom Eigentümer
bewohnt. Der alte Schlachter Schulz braucht nur noch wenig
Wohnraum. Deshalb reicht es ihm, wenn er sich die entsprechende Ecke
des Daches dann und wann mit etwas Stroh ausbessert. |
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Zum Schluss noch zwei Fotos aus den 80er Jahren: |
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Die Kapelle in Thune |
Die Eiche |
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In der Tour werfen wir jetzt einen Blick
auf die andere Seite der Grenze und beobachten, wie die Bauern in der
Lenzener Wische mit dem neuen Regime auskommen. Auch dort geht
das Leben weiter. Aber während manche sich auf die neue Ideologie
einrichten, wollen andere sich nicht anpassen und sind
zur Flucht entschlossen. |
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(Seite erstellt im Dezember 2010) |