In den Zeiten des Kalten Krieges war die "Kreis-Ecke" von Gummern,
Kapern, Holtorf und Schnackenburg eine "gottverlassene Gegend", die,
ähnlich der verbotenen 5-km-Zone auf der anderen Seite, selten besucht
wurde, nicht einmal von Lüchow-Dannenbergern.
Bekannt war Schnackenburg in jener Zeit bei den Elbschiffern, die hier
den Zoll passieren und die verschärften Ostkontrollen über sich
ergehen lassen mussten. Der Hafen von Schnackenburg war Standort der
westdeutschen Zoll- und Wasserschutzpolizei- boote, die sich auf der
Elbe regelmäßig gegenseitig mit den zahlreichen Schnellbooten der
DDR-Grenztruppen argwöhnisch beobachteten.
In Schnackenburg unbedingt das "Grenzland-Museum" besuchen!
Der
Hafen ist auch Schutzhafen für Elbschiffer bei Hochwasser und Eisgang:
Schnackenburg. Zum Anleger der Elbfähre nach Lütkenwisch.
Ein Großereignis, das lange Zeit viele Hilfskräfte in Atem gehalten
hat, war 2003-04 die Havarie eines Elbfrachters, der bei Hochwasser
die Hafeneinfahrt verpasste, auf den Elbwiesen aufsetzte und nach
Ablauf des Hochwassers fast ein Jahr lang im Trockenen stand.
Bericht auf
http://www.schiffsrettung.com.
Längst ist diese Region kein Geheimtipp mehr, sondern
botanisch und faunistisch vielfach studiert und beschrieben und
für den sanften Tourismus mit Lehrpfaden ausgerüstet, die den
interessierten Naturbeobachter lenken, ohne das empfindliche
ökologische Gefüge zu stören.
Tipp: Der Biberpfad
Der Weißstorch präsentiert sich mir auf
wenig befahrener Straße bei Kapern und wartet geduldig, bis ich
gehalten und die Kamera bereit gemacht habe.
Wiesenglockenblume
An der Seege zwischen Nienwalde und Bömenzien
lassen Kraniche mich auf Tele-Entfernung
herankommen, bevor sie gelassen davon stolzieren.
Das eigentliche touristische Zentrum für diesen Teil der Elbmarsch
ist Gartow. Die Nähe der unterschiedlichen Naturräume Gartower Forst, Seege-Niederung mit Gartower und Laascher See, Höhbeck und die
eigentliche Elbmarsch hat Gartow genutzt und mit einigen
Investitionen wie für das Thermalbad und den See komfortable
Einrichtungen für den angemessen sanften Tourismus geschaffen.
Gartower See bei Hochwasser
Ein "großes Kleinod" der Landschaft ist das Elbholz. Um nicht selbst
ins Schwärmen zu kommen, zitiere ich aus
www.elbtalaue-gartow.de:
"Das Elbholz bei Gartow ist einer der letzten relativ naturnah
erhaltenen Auwälder in den alten Bundesländern und darüber hinaus
wichtiges Rückzugsgebiet für selten gewordene Insekten, Vögel und
Pflanzen. So haben auch hier die Kraniche eines ihrer letzten
Brutgebiete und mit Glück kann man sie im Frühjahr bei ihren skurrilen
Balztänzen von der Vogelwarte, etwa von der Mitte der Elbholzallee
aus, beobachten. Ein weiterer "Höhepunkt" im Frühjahr und im Sommer
sind die verzaubernden Gesänge der ebenfalls selten gewordenen
Rotbauchunken, die an den Brackwassern der Elbe zwischen Elbdeich und
Elbholz ihre Leichgebiete haben. In unmittelbarer Nähe des Deiches,
auf einer Lichtung im Elbholz, befindet sich eine kleine Ansiedlung
von drei Fachwerkhäusern. ... Diese Häuser sind liebevoll
restauriert worden und werden heute privat bewohnt."
Im Elbholz 1967 und 1990
Von hier aus macht die Elbe einen Bogen um den Höhbeck, der die Talaue
stark verengt. Auf der anderen Seite hinter Vietze öffnet sie sich
wieder zur Seege-Mündung.
Die ganze Breite der Seege-Niederung steht der Elbe noch als
Ausweichmöglichkeit für die Jahreszeit großer Wasserführung zur
Verfügung. Dann macht sie aus dem Bach Seege, dem Laascher und dem
Gartower See eine einzige große Wasserfläche. Die randlichen Dörfer
liegen höher oder wurden ausreichend gesichert. Im Extremfall der
"Jahrhundertflut" zeigte sich aber, dass für das winziges Dorf Laasche
beim Deichbau zu sehr gespart wurde.
(Siehe
Elbehochwasser 2002 )
Die Straße von Meetschow nach Vietze verläuft bei üblichem Hochwasser knapp
über oder auch mal unter der Wasserhöhe.
Kuckuckslichtnelken und flammender Hahnenfuß auf der Wiese, die auf
dem linken Foto unter Wasser steht.
Ab Gorleben (der moderne Yachthafen wurde schon genannt) ist
die Elbmarsch auf westlicher Seite wieder enger, zum Teil durch
die Langendorfer Geestinsel (Höhe bis 50 m) und zu größerem Teil
wurde die Elbe hier durch Deiche gezähmt.
Die Grasnelke ist mit ihren dichten Beständen und langer
Blütezeit ein auffälliger Deichbewohner.
In die weitläufige Dannenberger Marsch mit ihren Wurtendörfern hat die
Elbe oberirdisch keinen Zutritt mehr. Qualmwasser sorgt aber weiterhin
für feuchte Wiesen. Zahlreiche kleine Seen, Bracks, "taube Arme" der
Elbe und Tümpel unterbrechen die auf den ersten Blick eintönige Marsch
und sind ökologisch von hohem Wert.
Sumpfschafgabe bei Seerau/Hitz.
Zum Überwintern kommen im Herbst
große Schwärme von Wildgänsen in die Elbauen. Es gelingt mir, ihr
Verhalten beim Äsen zu filmen. (November 2005 bei Langendorf.)
Ein Jahr später (November 2006) finden sich an der Elbe Silberreiher
ein.
Die Elbe mit Niedrigwasser bei Wussegel.
Wegen der üblichen Interessenkonflikte ist es zwar nicht gelungen
die Elbe-Talaue unter den höchsten Schutz eines Nationalparks zu
stellen, aber selbstverständlich hat hier heute der Naturschutz einen
hohen Stellenwert.
Probleme bei der Pflege erfordern Kompromisse, zum
Beispiel beim Schnitt der schnell wachsenden Gehölze.
Ab welcher Gehölzdichte wird der Abfluss von Elbehochwasser
beeinträchtig? Diese Frage erhitzt die Gemüter.
Elbaue bei Wussegel mit starkem
Weidenbewuchs.
Im März 2007 bei Damnatz.
Wir haben jetzt einige Sehenswürdigkeiten übersprungen und kommen dem
Bereich der Jeetzelmündung näher. In der Ferne sehen wir die Höhen der
Klötzie (Nördlicher Drawehn) mit dem Weinberg, an dessen Fuß Hitzacker
liegt.
Die Jeetzel bei Seerau/Hitz. Blick aufwärts links und abwärts auf dem
rechten Foto.
Einschub:
Eine Kanufahrt von Dannenberg nach Hitzacker. (August 2007)
Zwei 10er-Kanus des Drachenboot- und Kanuvereins (www.dieseeadler.de)
werden in Dannenberg in die alte Jeetzel eingesetzt. Am
Schöpfwerk Lüggau müssen sie über den Deich in den Kanal
getragen werden. Auf dem alten Verlauf der Jeetzel geht es durch
die Elbmarsch bis in den Hitzacker See. Ein heftiger
Regenschauer lässt zwar unterwegs alle Teilnehmer nass werden,
aber bei der Einfahrt in den See entschädigt ein strahlend roter
Sonnenuntergang.
Organisiert werden solche Touren vom Alten Zollhaus Hitzacker
und dem Museum im Waldemarturm in Dannenberg. (
Museen)
Fortsetzung
Die Jeetzel führt seit Lüggau das Wasser aller Arme und Kanäle in
einem Flussbett und hat bis Hitzacker links und rechts Raum für
Hochwasser. Im Westen bis an die (nahen) Ausläufer des Drawehn bei
Streetz und Kähmen und im Osten bis zum zurückverlegten Deich.
In Hitzacker erhält die Jeetzel letzten Zufluss durch den Harlinger
Bach und spaltet sich
auf, um für die Altstadt von Hitzacker eine Insel zu bilden. Das
renommierte Ferien- und Ausflugsziel Hitzacker liegt mit seiner
gepflegten historischen Altstadt "sehr nahe am Wasser". Auch nach
allen Flussregulierungen hält man hier noch die hölzernen Laufstege
für den Fall der Überflutung bereit. Der Jeetzel-Mündungsbereich ist
alter Fähr- und Jachthafen.
Nesselseide am Jeetzelufer in Hitzacker.
Alte Kopfweiden am Jeetzelufer.
Einschub 2008
Die obigen Bilder sind nun von "damals" (2005).
Die
Hitzackeraner waren es leid, die Laufstege bereit zu halten und haben
sich entschieden, das Elbewasser durch eine Mauer endgültig aus der
Stadt zu verbannen. Ein neues großes Pumpwerk befördert in Zukunft das
Jeetzelwasser in die Elbe. (Foto von der Stelle, wo die Kopfweiden
standen.)
Ersatz für die verloren gehende Überschwemmungszone wird bei Soven
geschaffen. Siehe:
Der Kiebitz.
Fortsetzung
Wir müssten noch den Weinberg besteigen, um von dort das Steilufer des
Elbe-Urstromtals mit einem Blick auf den Altarm der Jeetzel zu
genießen.
Wir
benutzen aber die Elbuferstraße, die von hier bis Neu Darchau ihren
schönsten Abschnitt haben soll. Mit "Berg- und Talfahrt" über die
Höhen der Klötzie, die wir beim Drawehn schon erwähnt haben, erreichen
wir in der Nordwest-Ecke des Landkreises Neu Darchau.
Drethem
Sumpfziest bei Klein Kühren.
Die Fähre von Neu Darchau nach Darchau landet dort nicht wie man
erwarten sollte in Mecklenburg-Vorpommern. Die gegenüber liegende
Seite, das alte "Amt Neuhaus" wurde auf Wunsch wieder Niedersachsen
und dem Landkreis Lüneburg angegliedert.
Bei der Rundfahrt durch die
Landschaftsräume des Wendlands habe ich festgestellt und in der
Darstellung auch nicht verschwiegen, dass nicht alles idyllische
Tourismuslandschaft ist. Der oft im
Fernsehen gezeigte und hervorragende Naturfilm "Das Wendland -
Niedersachsens wilder Osten", kann den Eindruck erwecken, als gäbe es
hier keine Maisfelder, die bis zum Horizont reichen.
Der Schutz der ebenfalls vorhandenen intakten Landschaft erfordert
aber weiterhin den Einsatz der aktiven Naturschutzgruppen. Von den
vielen Problemen sei als kleines Beispiel der
Heckenschutz genannt: Interessenkonflikte
. Zu den erfolgreichen Initiativen gehört
Der
Feuerlilienpfad bei Govelin.
Zu den Besonderheiten der Landschaft des Wendlands
gehören auch die Siedlungen, die sich zu Hunderten in Wald und Feld
einfügen und oft unter alten Eichen verstecken: