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Eisenbahnen im Wendland
1890 - 1970
Mit Fotos
aus den Alben von Erich Haacke |
Bereich
Kapitel Verkehr
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1874 wurde der Landkreis im Norden mit der Linie
Wittenberge-Dömitz-Dannenberg-Lüneburg an das Eisenbahnnetz
angebunden. Die Strecke erforderte eine 1050 m lange Brücke über
die Elbeniederung. Die Stelle für die Elbüberquerung wurde auch
unter militärischen Gesichtspunkten ausgewählt. Die Garnison in
der Festung Dömitz konnte zur Sicherung der Brücke dienen. |
Die Dömitzer Bahnbrücke auf einer Ansichtskarte |
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von etwa 1915. Das burgturmähnliche
Bollwerk am westlichen Ende der Brücke steht heute noch
als Zeuge des frühen Eisenbahnzeitalters. (Bild rechts).
Die Grenze verhinderte nach 1945 eine Reparatur der bei
Kriegsende schwer beschädigten Brücke und heute haben
solche Nebenstrecken für die Bahn AG keine Bedeutung mehr. |
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Nach Fertigstellung1873 ruhten 24 Brückenbögen auf 25 Pfeilern und für
eine Belastungsprobe fuhren 12 Gebirgslokomotiven auf die Brücke, bevor der erste
Personenzug die Elbe überquerte .
Mit der ungewöhnlichen Länge über die breite Hochwasserzone galt diese
Brücke als das längste Brückenbauwerk Deutschlands.
Zu dieser Zeit gab es noch bedeutenden Schiffsverkehr auf Jeetzel und
Elde und die beiden Transportmittel Bahn und Schiff wurden in den
Häfen von Dömitz und Hitzacker gekoppelt. Eine Straßenbrücke über die
Elbe gab es nicht. Die wurde erst 60 Jahre später gebaut (1936) und
nur 9 Jahre genutzt, bis sie ebenfalls bei Kriegsende zerstört wurde. |
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November 1874
Die Bahnstrecke ist noch nicht ganz fertig gestellt, wird aber
von Wittenberge über Dannenberg bis Göhrde vorgezogen
"polizeilich abgenommen", da "seine Majestät der Kaiser am 26.
November in Schloß Göhrde zur Jagd eintreffen und zur Reise die
Wittenberge-Lüneburger Bahnstrecke benutzen" will. |
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Für den größeren Teil der Region
Lüchow-Dannenberg blieb die Bahn vorerst noch schwer erreichbar.
Man muss bedenken, dass 15 oder 20 km zum nächsten Bahnhof auf
schlechten Wegen und Pflasterstraßen mit Pferd und Wagen einen
gewissen Aufwand bedeuteten.
Im Südwesten tangierte die Bahnlinie Berlin-Uelzen in Schnega
den Landkreis.
Bahnen wurden aber hauptsächlich für den Güterverkehr gebaut.
Der fand für den Raum Lüchow und Wustrow noch weitgehend auf
Jeetzelkähnen statt. Die schweren eisernen Großwebmaschinen, die
Leinenweber Wentz 1873 aus England nach Wustrow kommen ließ,
müssen wohl auch auf dem Wasserweg bis Wustrow gebracht worden
sein. |
Zur Einweihung des Bahnhofs Dannenberg erscheint man in den
alten wendländischen Feiertagstrachten. |
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Spätestens mit dieser Fabrik und dem Beginn des
Kalibergbaus gab es Bedarf für einen Bahnanschluss.
1891 wurde eine Bahn von Salzwedel über Wustrow nach Lüchow
eingeweiht und damit die Verbindung zum Fernbahnnetz
hergestellt. Die Schifffahrt
auf der Jeetzel über Dannenberg hatte nun ausgedient. Das mühsame Transportieren von
Frachten auf den Jeetzelkähnen hatte ein Ende.
Dies führt auch
zu einer stärkeren Orientierung des Lüchower Raums nach Salzwedel und
zur Altmark. |
Der Bahnhof Lüchow wurde ursprünglich mit einem Arkadenvordach gebaut. |
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Erst 20 Jahre später (1911) wurde durch eine Verbindung zwischen
Dannenberg und Lüchow das Netz geschlossen und mit der weiteren
Verbindung von Dannenberg nach Uelzen (erst nach 1918) wurde die
Region mehrfach mit der Welt verbunden.
Die Dörfer, die einen Bahnhof bekamen, entwickelten sich in diesen
Jahrzehnten zu kleinen Mittelpunkten. Dies wird zum Beispiel in der
Chronik von Zernien deutlich. |
Brückenbau über die Jeetzel bei Lüchow. |
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Einweihung der Strecke
Dannenberg-Lüchow 1911. |
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Der Postillon blies
zum letzten Mal ins Horn. Jeetzel-Zeitung vom
3.4.1911: "Die Personenpost Lüchow-Dannenberg fuhr an ihrem letzten
Tage mit Girlanden und Fähnchen festlich geschmückt und mit vier
Pferden bespannt, der Postillon in Gala-Uniform, in schlankem Trabe am
Freitag Vormittag in Dannenberg ein." |
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Der Straßenverkehr war keine Konkurrenz für die Bahn. Zur selben
Zeit wurden weitere regionale Strecken geplant, von denen nur eine
ausgeführt und 1911 in Betrieb genommen wurde: Die Lüchow-Schmarsauer-Eisenbahn
von Lüchow in den Lemgow. Darüber gibt es eine Extraseite:
Die LSE. Planungen für
Bahnlinien von Lüchow über Rosche nach Uelzen und über Clenze nach
Schnega wurden nicht mehr realisiert. |
Der Zug der Lüchow-Schmarsauer-Eisenbahn mit einem Güter- und
einem Personenwagon. |
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Das Foto stammt aus einer Lüchower Sammlung mit einer Zuordnung zu den
Kaliwerken. Nach Auskunft von Eisenbahn-Historikern wurde die
Lokomotive jedoch erst 1935 gebaut. Deshalb bleibt unklar, wo
dieser Zug eingesetzt war. Vielleicht wurde das Foto nicht in dieser
Region aufenommen? |
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Unfälle passierten damals wohl auch ab und an.
Schon 1912, kurz nachdem Lüchow ein kleiner Bahnknotenpunkt mit
drei Richtungen geworden ist, kommt es zum Frontalzusammenstoß zweier Züge.
Aufschrift auf dem Foto unten links: "Eisenbahnunglück Lüchow am 13.
Okt. 1912.".
Foto unten rechts: Zugunglück 1938 bei der "Roten Scheune" zwischen
Lüchow und Wustrow. |
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Ein Zug ist auf der Jeetzelbrücke zwischen Lüchow und Dannenberg
entgleist. (Foto undatiert) |
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Zwischen den Weltkriegen war die Region Lüchow-Dannenberg
trotz weiter Entfernung von den Großstädten verkehrstechnisch
gut angebunden. Ein wichtiger Knotenpunkt war der Bahnhof
Dannenberg-Ost. Der Personenzugfahrplan war gut abgestimmt. Von
Rostock kam ein Eilzug über Ludwigslust und Dömitz nach
Uelzen/Hannover und von Hamburg/Lüneburg ein Personenzug zur
Weiterfahrt über Dömitz nach Wittenberge mit Anschluss nach
Berlin. Gleichzeitig kam der Personenzug von Salzwedel über
Lüchow und fuhr als Anschlusszug wieder zurück mit
Umsteigemöglichkeit in Lüchow zum "Rasenden Lemgower" nach
Schmarsau. |
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Lebhaft ging es auch auf den Güterbahnhöfen zu. Verladen
wurden die Erzeugnisse der Landwirtschaft wie Getreide, Stroh,
Heu, Kartoffeln, Zuckerrüben und besonders auch Pferde, Kühe und
Schweine. Als Einfuhrgüter werden genannt: Kohlen, Steine, Malz,
Kunstdünger, Material aller Art und Kolonialwaren.
Hier ein Beispiel für den Güterumschlag aus der
halbindustriellen Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher
Erzeugnisse: |
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Die Strohhülsenfabrik stellte Schutzverpackungen aus Stroh für
Flaschen her. Sie wurden in Ballen gepresst und hier im Lüchower
Güterbahnhof in den Zug nach Hamburg verladen. (Mit 50+ kann man
sich gerade noch an diese Strohhülsen erinnern). |
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1944. |
Wie im Ersten so auch im Zweiten Weltkrieg ist die Eisenbahn
Haupttransportmittel für Truppen und Material. Hier warten junge
Soldaten nach ihrer Ausbildung in einem Übungslager in Grabow auf ihre
Abreise an die Westfront. |
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Zeitsprung.
Nach 1945.
Die Grenze hat die Verbindungen nach Süd und Nord und Ost
abgeschnitten. Die Eisenbahnen im Landkreis fahren noch zwei
Jahrzehnte, aber sie haben zu viele Endstationen:
Dannenberg-Ost, Wustrow und Nienbergen. Der Bahnhof Nienbergen
wurde provisorisch eingerichtet, weil Bergen (Dumme) seinen
Bahnhof, der etwas abseits vom Ort in Grabenstedt lag, nun an
die "SBZ" verloren hatte. Auf dieser Strecke nach Uelzen herrschte in
Schnega-Bahnhof noch einige Zeit reger Güterverkehr. |
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1952. Der Bahnhof Lüchow ist umgebaut worden. Die auf dem älteren Foto
(weiter
oben) erkennbaren Arkaden sind zu einem Bahnhofslokal ausgebaut
und Abfertigungs- und Warteraum wurden durch einen Anbau vergrößert. |
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1952. Im Bahnhof Lüchow erkennt man auf der rechten Seite
Güterbahnhofsgebäude. Auch gegenüber wurden Güter verladen und
insbesondere fanden dort der Rindermarkt und die Viehverladung statt.
Da entstand auch das nächste Foto, das ich die "Viehhändler-Maffia"
nenne. |
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Viehhändler am Güterbahnhof in Lüchow. |
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Bahnhof Gollau auf einer Ansichtskarte. |
Personenzug. Undatiertes Foto aus Lüchow. |
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Bis Mitte der 70er Jahre werden mit Ausnahme der Strecke Dannenberg-Hitzacker-Lüneburg
alle Bahnstrecken in der Region für den Personenverkehr stillgelegt:
Am 01. 05. 1955 Personenverkehr auf der Teilstrecke
Lüchow - Lübbow,
am 31.03. 1969 der Eisenbahnverkehr auf
der Kleinbahnstrecke
Lüchow - Schmarsau,
am 23. 05. 1971 der Gesamtbetrieb auf der Teilstrecke Wustrow -
Lübbow,
am 25. 05. 1974 der Reisezugverkehr auf der Strecke Uelzen- Nienbergen
am 30. 05. 1975 der Reisezugverkehr auf den
Strecken Uelzen - Dannenberg Ost (45 km)
und Dannenberg Ost – Lüchow (18 km) |
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Laut Album ist dies die letzte Fahrt zwischen Dannenberg und Lüchow 1972. Das Jahr mag stimmen. Aber es handelt sich
schon um eine Museumsfahrt. Bis 1975 fuhr auf dieser Strecke ein
Schienenbus, den es seit 2005 wieder gibt. (Mehr darüber im
aktuellen Bereich:
Die Jeetzeltalbahn.) |
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Wir wechseln wieder zum Anfang des Jahrhunderts und nehmen in
Wustrow eine weitere Spur auf.
Wustrow |
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Die LSE
Seite erstellt 2005 |