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In Tarmitz beginnt die Geschichte mit Ernst Grebien, der 1881 in Müggenburg geboren wurde und 1889 mit seinen Eltern Christoph und Anna Grebien nach Tarmitz zog (dort hatte ein Maurermeister abseits des Dorfes vier neue Gehöfte errichtet: Tarmitz-Vierhausen).
Sie kamen aus der Landwirtschaft, hatten aber nichts geerbt, da im Wendland Höfe immer als Ganzes an den ältesten Sohn vererbt wurden. In Müggenburg hatten sie eine kleine Kate, wie es sie im Wendland häufig für Leute gab, die bei Großbauern in Lohnarbeit beschäftigt waren.
 

Sie setzen ihre drei kleinen Kinder in einen Handwagen und ziehen mit ihrem wenigen Hab und Gut von Müggenburg durch die Wiesen nach Tarmitz. Das Haus hat u. a. eine große Küche mit Keller und Kellerkammer und eine Scheune mit Stallungen. 4 ½ Morgen Acker und Wiese gehört auch dazu.

Die Grebiens sind froh, eine kleine eigene Landwirtschaft betreiben zu können. Dass es nicht einfach ist, ihr kleines Anwesen zu finanzieren, geht aus  komplizierten Grundbucheinträgen hervor:

Tarmitz, etwa 1920, Frau Grebien mit Nachbars Kindern.
 
Als die Eheleute Christoph und Anna Grebien das Haus kauften, mussten sie einen Kredit aufnehmen und das Haus mit 1500,- Mark belasten. In den folgenden vier Jahren brauchten sie weitere 4000,- Mark für ihre Wirtschaft und konnten die Bank offenbar nicht zufrieden stellen. 
Es kam zur Zwangsversteigerung. Wie das genau ablief, ist nicht belegt, aber das Ergebnis war, dass der Sohn Johann, der zu der Zeit Dienstknecht in Klein Breese war, das Anwesen für 6100,- Mark ersteigerte.
Irgendwie hat die Familie also zusammengelegt und den kleinen Besitz gerettet. 
Mit 4 ½ Morgen können Grebiens sich Kossater nennen. Als Landwirte oder gar richtige Bauern sind sie nicht anerkannt.
Christoph bekommt  noch Arbeit in einer Brauerei in Lüchow. Es werden weitere drei Kinder geboren.
Das Leben ist zu Kaisers Zeiten im Wendland entbehrungsreich, hart, mitunter grausam und selten gerecht.  Zucht und Ordnung herrschen.
Die Mutter von Ernst arbeitet  trotz der sechs Kinder bei einem Bauern in Tarmitz, vor allem in der Korn- und Kartoffelernte. Da kann sie die kleinen Kinder mitnehmen. Die größeren müssen sich ihr Brot selbst verdienen.
 
Ansichtskarte Als Ernst acht Jahre alt ist, muss er als Hütejunge auf das Gut "Vor-Lüchow" in Kolborn, dessen Besitzer  von Knesebeck heißen. Kiebitznest. 1968 in damals noch nassen Wiesen von Tarmitz aufgenommen.Während er auf den großen Wiesen die Kühe des Grafen hütet, sammelt er Pilze und holt Kiebitzeier aus den Nestern, die er dann in Lüchow beim Arzt oder Rechtsanwalt verkauft. So spart er sich die Groschen für ein paar Stiefel selbst zusammen.
Die braucht er unbedingt, denn auf den Wiesen ist es nass.  Im Winter lernt er bei den Knechten auf dem Gut das Korbflechten und Besenbinden. 
Er geht in Tarmitz acht Jahre zur Schule und wird in Lüchow konfirmiert.

Mit 14 Jahren geht Ernst wieder nach Hause und macht dort die Landwirtschaft. Sein Vater hat noch Acker zugepachtet, so dass sie mehr Vieh halten können. 
 
Der  älteste  Bruder Johann, dem offiziell das Haus gehört, arbeitet seit einiger Zeit in der Zuckerfabrik in Salzwedel. Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik sind schlecht. Zwölf Stunden Arbeit täglich, auch sonnabends, sind üblich. Die Luft in der Fabrik ist miserabel. Er wird krank und stirbt mit 25 Jahren an Tuberkulose.
 
Da Ernst nun der Älteste ist, erbt er den elterlichen Besitz in Tarmitz (etwa 1905). Der jüngere Bruder Karl geht schon früh aus dem Haus. Mit 22 Jahren heiratet er nach Rehbeck. Die Schwester Anna geht nach Uelzen in Stellung. Mit 21 Jahren heiratet sie dort den Milchkaufmann Fritz Lehmker.

Jetzt sind nur noch Ernst und seine Schwester Minna bei den Eltern zu Hause. Ernst hat kein Handwerk erlernt. Er ist mit Leib und Seele Landwirt. Doch die Wirtschaft in Tarmitz wird ihm bald zu klein. Er pachtet sich 1910 einen größeren Hof von 105 Morgen in Langenhorst.
Tarmitz (Vierhausen), etwa 1920, Haus der Grebiens
Als in den Zwanziger Jahren die alten Grebiens sterben, wird das Haus von Ernst an vier Mietparteien vermietet. Wir werden das Haus 30 Jahre später wieder ins Blickfeld rücken. Den Lebensweg von Ernst verfolgen wir demnächst in Langenhorst.


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