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Tarmitz
um 1900
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Mehr von Tarmitz:
Tarmitz um 1900
Tarmitz 1954-1959
60er Jahre Kinder
Tarmitz 2005
Ortsumgehung L.
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In Tarmitz beginnt die Geschichte mit Ernst Grebien, der 1881 in Müggenburg
geboren wurde und 1889 mit seinen Eltern Christoph und Anna Grebien nach Tarmitz zog
(dort hatte ein Maurermeister
abseits des Dorfes vier neue Gehöfte errichtet:
Tarmitz-Vierhausen).
Sie kamen aus der Landwirtschaft, hatten aber nichts geerbt,
da im Wendland Höfe immer als Ganzes an den ältesten Sohn vererbt
wurden. In Müggenburg hatten sie eine kleine Kate, wie es sie im Wendland
häufig für Leute gab, die bei Großbauern in Lohnarbeit beschäftigt
waren. |
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Sie setzen ihre drei kleinen Kinder in einen Handwagen und ziehen mit
ihrem wenigen Hab und Gut von Müggenburg durch die Wiesen nach Tarmitz.
Das Haus hat u. a. eine große Küche mit Keller und Kellerkammer und eine Scheune mit Stallungen. 4 ½ Morgen Acker und Wiese
gehört auch dazu.
Die Grebiens sind froh, eine kleine eigene Landwirtschaft betreiben zu
können. Dass es nicht einfach ist, ihr kleines Anwesen zu finanzieren,
geht aus komplizierten Grundbucheinträgen hervor:
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Als die Eheleute Christoph und Anna Grebien das Haus kauften, mussten sie
einen Kredit aufnehmen und das Haus mit 1500,- Mark belasten. In den
folgenden vier Jahren brauchten sie weitere 4000,- Mark für ihre
Wirtschaft und konnten die Bank offenbar nicht zufrieden stellen.
Es kam
zur Zwangsversteigerung. Wie das genau ablief, ist nicht belegt, aber das
Ergebnis war, dass der Sohn Johann, der zu der Zeit Dienstknecht in Klein
Breese war, das Anwesen für 6100,- Mark ersteigerte.
Irgendwie
hat die Familie also zusammengelegt und den kleinen Besitz gerettet.
Mit 4 ½ Morgen können Grebiens sich Kossater nennen. Als Landwirte oder
gar richtige Bauern sind sie nicht anerkannt.
Christoph bekommt noch Arbeit in einer Brauerei in Lüchow. Es werden
weitere drei Kinder geboren.
Das Leben ist zu Kaisers Zeiten im Wendland entbehrungsreich, hart, mitunter grausam und
selten gerecht. Zucht und Ordnung herrschen. |
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Die Mutter von Ernst arbeitet trotz der sechs Kinder bei einem Bauern in Tarmitz,
vor allem in der Korn- und Kartoffelernte. Da kann sie die kleinen
Kinder mitnehmen. Die größeren müssen sich ihr Brot selbst verdienen.
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Als Ernst acht Jahre alt ist, muss er als Hütejunge auf das Gut "Vor-Lüchow"
in Kolborn, dessen Besitzer von Knesebeck heißen.
Während er auf den großen Wiesen die Kühe des Grafen hütet, sammelt er Pilze
und holt Kiebitzeier aus den Nestern, die er dann in Lüchow
beim Arzt oder Rechtsanwalt verkauft. So spart er sich die Groschen
für ein paar Stiefel selbst zusammen. |
Die
braucht er unbedingt, denn auf den Wiesen ist es nass.
Im Winter lernt er bei den Knechten auf dem Gut das Korbflechten und
Besenbinden.
Er geht in Tarmitz acht Jahre zur Schule
und wird in Lüchow konfirmiert.
Mit 14 Jahren geht Ernst wieder nach Hause und macht dort die
Landwirtschaft. Sein Vater hat noch Acker zugepachtet, so dass sie mehr
Vieh halten können. |
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Der älteste Bruder Johann, dem offiziell das Haus gehört,
arbeitet seit einiger Zeit in der Zuckerfabrik in Salzwedel.
Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik sind schlecht. Zwölf Stunden Arbeit täglich,
auch sonnabends, sind üblich. Die Luft in der Fabrik ist miserabel. Er wird krank und
stirbt mit 25 Jahren an Tuberkulose. |
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Da Ernst nun der Älteste ist, erbt er den elterlichen Besitz in
Tarmitz (etwa 1905). Der jüngere Bruder Karl geht schon früh aus dem
Haus. Mit 22 Jahren heiratet er nach
Rehbeck. Die Schwester Anna geht
nach Uelzen in Stellung. Mit 21 Jahren heiratet sie dort den
Milchkaufmann Fritz Lehmker.
Jetzt sind nur noch Ernst und seine Schwester Minna bei den Eltern zu
Hause. Ernst hat kein Handwerk erlernt. Er ist mit Leib und Seele
Landwirt. Doch die Wirtschaft in Tarmitz wird ihm bald zu klein. Er
pachtet sich 1910 einen größeren Hof von 105 Morgen in
Langenhorst. |
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Als in den Zwanziger Jahren die alten
Grebiens sterben, wird das Haus von Ernst an vier Mietparteien
vermietet. Wir werden das Haus 30 Jahre später wieder ins Blickfeld
rücken. Den Lebensweg von Ernst verfolgen wir demnächst in
Langenhorst. |
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Seite erstellt 2005 |
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