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.Die
Sareitzer Spur von 1900 bis 1919
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Die sechste Spur der Rahmengeschichten beginnt mit Elly Ritz,
die 1892 in
Sareitz geboren wurde und dort auf einem großen Hof mit vielen
Geschwistern aufwuchs. Ihr Großvater Johann Wahl
hatte den Hof geerbt, obwohl er nicht der älteste Sohn war. Dieser hatte
nämlich im Streit seinen Vater mit einer Forke getötet und war 1859 nach
Amerika geflohen.
Johann Wahl hatte nur eine Tochter Anna. Sie heiratet
1870 August Ritz aus Hohenvolkfien. Zusammen führen sie den Hof im letzten
Viertel des 19. Jahrhunderts zu großer Blüte, obwohl oder weil sie 11 Kinder
haben (geboren zwischen 1871 und 1895). |
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Das 10. Kind ist Elly, deren Weg wir weiter verfolgen wollen. Zwei ihrer
Schwestern und deren Nachkommen spielen auch eine Rolle. |
Elly Ritz 1915. |
Sareitz heute
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Ellys Schwester Anna Minna, genannt Doris, heiratet Landwirt Johann
Wilhelm Meine in Platenlaase.
Deren Hof wird uns 1945 als Zufluchtstätte der
Flüchtlinge aus Ellys weiterem Lebensweg wieder begegnen.
Das Hofgebäude in Platenlaase wird in den 30er Jahren abgerissen.
Wir wollen deshalb das historische Foto von 1911 etwas auswerten. Das
Foto
wurde als Karte an die Zwillinge Otto und Ella in Hannover mit folgendem Text
geschickt: |
(Mit Mauszeiger wird das Anwesen im Jahr 2005
sichtbar.) |
"Platenlaase, den 7.5.11 Wir
alle die wir hier auf diese Karte sind gratulieren herzlich zu Ella
und Otto ihren Geburtstag. Mit Gruß Doris" |
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Demnach sind auf dem Foto Johann und Doris Meine mit ihren Söhnen und
der Mutter von Johann Meine.
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Aufschrift über dem Tor:
Johann Wilhelm Meine
Anna ??? Meine geb. Ritz
(Jahreszahl wegen Baum nicht erkennbar.) |
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Der Sohn Adolf heiratet später in den gegenüber liegenden Hof ein, so
dass dieses Haus leer steht und verfällt. Ein Platenlaaser Bauer
erinnert sich: "Mitte der 30er Jahre war das Haus leer und
runtergekommen. Als Jungs haben wir uns von den bleiverglasten
Fenstern Blei geholt. Das haben wir dann erhitzt und geformt." |
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Einseitig beplankte Wagen
wurden unter anderem zum Mistfahren benutzt. Offenbar ist hier der Stall
kürzlich ausgemistet worden und der Misthaufen liegt zum Aufladen
bereit. Der Hof beherbergte die Post für
Platenlaase.
"Posthilfsstelle"
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.(Mehr zu Platenlaase:
1945-1949) |
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Wieder nach Sareitz.
Auch Elly hat einen Zwillingsbruder, Karl Ritz.
Schule und Kirche sind eng verflochten. Bibel, Gesangbuch und
Rohrstock bestimmen das Leben der Kinder und Jugendlichen. Es wird
viel auswendig gelernt. Hauptsächlich Choräle und der Katechismus.
Aber Karl Ritz (auf dem Foto rechts) will mehr. Er studiert in Hannover, um Lehrer zu
werden.
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1914 ergreift der allgemeine Kriegstaumel auch die Menschen im Wendland und
Hunderte von Soldaten werden an den Bahnhöfen jubelnd verabschiedet (Wahrscheinlich
nicht nur jubelnd).
Auch Karl Ritz gehört zu den Freiwilligen.
Er liegt auf dem Kriegsgräberfriedhof Langemark in Belgien.
Dazu heißt es auf www.volksbund.de/ :
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Foto aus:
www.voba-medien.de |
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"Langemark - Mythos und Wirklichkeit
Langemark ist als der Friedhof der Kriegsfreiwilligen von 1914 in die
Geschichte eingegangen. Etwa 15 % der Kriegsfreiwilligen waren
Studenten und Abiturienten. Gesamte Hörsäle und Abitursklassen - nebst
Professoren und Lehrern - meldeten sich wie selbstverständlich zum
Kriegsdienst. Sie fanden in Flandern den Tod; einen Tod, der in vielen
Fällen Ergebnis mangelhafter Ausbildung, Ausrüstung und militärischer
Führung war. Der amtliche Tagesbericht der Obersten Heeresleitung
initiierte - propagandamäßig eingesetzt - die bis heute bestehende
Fama, nach der die deutschen Truppen unter dem Gesange "Deutschland,
Deutschland über alles" (erst 1922 zur Nationalhymne erklärt!) gegen
die feindlichen Linien vorgegangen seien. Feststeht, dass sehr viele
junge Menschen in Flandern als Opfer eines martialischen
Stellungskrieges ihr Leben lassen mussten." |
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Der Bruder Adolf Ritz kauft eine Gaststätte in Lüchow, die lange
unter dem Namen Ritz-Wolter geführt wird. Dazu hat er nicht genug Geld und will
von seinen Eltern eine Bürgschaft, die sie ihm nicht geben. Dies nimmt er
ihnen Übel. Vielleicht spielen auch andere Konflikte in seiner großen
Familie noch eine Rolle. Jedenfalls zeigt er seinen Geschwistern auch
viel später noch die kalte Schulter, als er ein wohlhabender Bürger
Lüchows geworden ist. Er
gründet mit anderen Lüchower Herren die Bank "Neubauer und Co.“ |
Gaststätte Ritz-Wolter in Lüchow. |
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Der Bruder Otto Ritz hat weniger Erfolg. Er pachtet zunächst die
Gaststätte am Bahnhof Oerenburg und wechselt später in eine größere
Gastwirtschaft in Kiefen (Waddeweitz). Aber während der
Weltwirtschaftskrise kann er seine Kredite nicht mehr tragen und macht
um 1929 Pleite.
Bahnhof Örenburg mit dem Ausschankwirt
Otto Ritz auf einer Ansichtskarte.
(Aus
www.wendland-archiv.de ) |
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Über die weiteren Geschwister von Elly Ritz
in Sareitz ist wenig bekannt. Sie selbst heiratet 1914 den Molkereiverwalter von Waddeweitz, Gustav Kulow. |
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Gustav und Elly wohnen in der Molkerei in Waddeweitz, bis Gustav
bald nach der Hochzeit eingezogen
wird. Vielleicht gehört auch er zu den Freiwilligen.
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Molkerei in Waddeweitz.
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Bäckerei und Laden in Waddeweitz. |
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Elly arbeitet wieder auf dem elterlichen Hof
in Sareitz.
Gustav überlebt als Soldat an verschiedenen Fronten
vier Jahre Weltkrieg. Aber als er 1918 zurückkommt, ist seine
Stelle in
Waddeweitz besetzt.
Er findet eine neue Stelle
als Molkereiverwalter in seinem Heimatdorf Brunn in Mecklenburg
und zieht mit seiner Frau dorthin.
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Das kleine
Dorf Brunn besteht aus einem Gutshof mit den Häusern der dort Beschäftigten.
Wir werden es uns später ansehen und Ellys Spur dort weiter verfolgen.
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Auf dieser Spur habe ich schon bis in die zwanziger
Jahre berichtet. Es müssen noch die anderen Spuren nachgeholt werden.
Zunächst der Überblick über das zweite Jahrzehnt.
1910
bis 1920
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weiter in dieser Spur
(Seite erstellt im März 2005, ergänzt im Juli 2009)
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