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Der Drogist und Fotograf Ernst Stock (1886-1973)
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E.Stock 1910-1920
E.Stock 1920-1930
E.Stock 1930-1945
E.Stock 1945-1990
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Aus einer Zeitung von 1943:
"Als hervorragender Photograph hat Ernst Stock
sich durch seine photographischen Heimatbilder anerkennenswerte
Verdienste erworben ... . Seine hochkünstlerischen
Photographien, die sehr gesucht sind, schmücken manche Wand in privaten
und öffentlichen Gebäuden."Als Kaufmann und Drogist kam Ernst Stock 1912 nach Lüchow und seine
"Adler Drogerie Stock" wurde zu einem Begriff. Seine Leidenschaft galt
aber der Fotografie, der er sich schon früh verschrieben hatte.
Mit Hilfe seiner Enkeltochter, Inge Pehlke, die seinen Nachlass in Ehren
gehalten hat, können wir sein Leben und sein fotografisches Werk
nachvollziehen. Dies umso eindrucksvoller, weil nicht nur vergilbte
Abzüge sondern die originalen Glasplatten erhalten geblieben sind.
Diesen Schatz hat Torsten Schoepe mit Freuden für das Wendland Archiv
entgegengenommen und eine große Auswahl auf www.wendland-archiv.de öffentlich gestellt. |
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Vorgeschichte |
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Ernst Stock (geb. 1886 in Biere, Kreis Schönebeck) machte seine
kaufmännische Ausbildung in Quedlinburg, arbeitete zwei Jahre in
Halberstadt und kam 1906 nach Seesen in die
Drogerie-Chemikalien und Farbenhandlung Adler-Drogerie Karl Reinecke.
Unterbrochen durch Wehrdienst arbeitet er in Seesen bis 1911 und
entwickelt hier mit Unterstützung durch seinen Arbeitgeber eine
Leidenschaft zur Fotografie. Ein Kontakt zur Familie des Unternehmers
Otto Wesselmann kommt vielleicht bei einem fotografischen Auftrag
zustande. |
Geburtshaus von Ernst Stock:
Fleischerei Theodor Stock in Biere bei Magdeburg. |
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Ernst Stock (links) in
Seesen bei Familie Wesselmann-Rott. Am Tisch von links: Paula, Klara und Margarethe Rott.
(Die anderen Gäste sind nicht bekannt.) |
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Das älteste erhaltene Selbstporträt von Ernst Stock. |
Ungewöhnlich für diese Zeit sind die unterschiedlichen Nachnamen in der
großbürgerlichen Unternehmerfamilie:
Die Ehefrau und die drei Töchter von Otto Wesselmann tragen den Nachnamen Rott.
Ernst Stock ist bald gern gesehener Gast und auch als er in die Drogerie
Robert Döhrmann in Hildesheim wechselt, hält die schon intensive Beziehung
zu Klara Rott. |
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Die Hochzeit findet im Januar 1913 in Seesen statt.
Klara Rott |
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Schwiegervater
Otto Wesselmann |
Ernst Stock will sich bald selbständig machen und erfährt aus der
Drogistenzeitschrift, dass Emil Kothe in Lüchow einen Nachfolger für
seine Drogerie sucht.
Ende 1912 arbeitet Ernst Stock zunächst als Angestellter in der Adler-Drogerie Emil Kothe in Lüchow. |
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Lüchow |
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Ab 1898 führt Emil Kothe in Lüchow eine Drogerie im Haus von Färbermeister Huth in der Burgstraße. Der Huthsche Laden
ist im Eckhaus zur Langen
Straße. Auf der alten Fotokarte erkennt man es an den Holzschindeln.
Der Adler als Drogeriesymbol tritt deutlich hervor.1905 kauft Emil Kothe das Haus Lange Straße 51 und verlegt seine
Drogerie dorthin.
In der Burgstraße bis 1905 |
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In der Langen Straße ab 1905.
Drogen Kolonial-Farbwaren.
Adler-Drogerie Emil Kothe.
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Kothes haben einen Sohn Walter. Die Mutter stirbt jung und 1912 sucht
Emil Kothe
einen Käufer für das Geschäft.
Für kurze Zeit stellt er Ernst Stock als Gehilfen ein
und sie
werden sich bald handelseinig. Im Januar 1913 kauft Ernst Stock das Haus und
kann seine Frau kommen lassen. |
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Zur Orientierung:
Wo später die Kreissparkasse ihren Glaskasten baut,
hatte Familie Rochow ein Kaufhaus. Das rechte Nachbarhaus war die
Drogerie.
Gegenüber hatte Uhrmacher Schröder seine Werkstatt und seinen Laden.
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Familie und Belegschaft der Schneider-Manufaktur C. H. Rochow um 1910. |
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In den folgenden Jahrzehnten besteht ein enger nachbarschaftlicher
Kontakt zwischen den Familien Rochow, Stock und Schröder. Auch Emil
Kothe und sein Sohn gehören zum Freundeskreis. Bei ihren
gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Ausflügen hat Ernst Stock immer
die Kamera dabei. |
1913. Klara und Ernst Stock (rechts) haben Gäste. (Links vermutlich
Ehepaar Rochow). |
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Die Drogerie
Die alten Aufkleber von Kothe für Produkte, die in der Drogerie hergestellt
bzw. zusammengestellt werden, benutzt Ernst Stock noch einige Jahre weiter
wie auch die überlieferten Rezepte. Die Aufkleber werden zwar später mit dem
Namen Stock erneuert, aber den Rezepten bleibt Ernst Stock viele Jahrzehnte
treu. Allerdings ist er auch bemüht, über alle Entwicklungen auf dem
Laufenden zu sein und für die Wünsche seiner Kunden neue Produkte zu
beschaffen oder selbst zu kreieren und herzustellen. So erhält er 1913
auf seine Anfrage an die Redaktion der Drogistenzeitung in Leipzig
Vorschläge für Angler zum Anlocken von Fischen. Dafür gibt es zahlreiche
Kunden, denn nahezu jeder Lüchower nutzt den Fischreichtum in den vielen
Gewässern in und um Lüchow. |
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"Fischwitterung":
- Spiritus, Nitrobenzol, Perubalsam (4:1:1).
- Alkohol, Perubalsam, Spiköl (2:1:1),
- Perubalsam (10), Anisöl (4), Zibeth (0,5)
und eine Spur Moschus,
- Rosenöl mit Zibeth
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Auch die alten Rezepte, die Emil Kothe bei Übergabe seines Geschäfts
in das Jahrbuch von 1911 notiert hat, werden weiterhin benutzt.
Möbelpolitur besteht aus Schellack-Lösung, Terpentinöl, Leinöl und
Benzin. Für Holzfußböden gibt es Wachs und verschiedene Öle, aber ganz
spezielle Wachsanfertigungen für die Tanzfläche im Saal (Tanzsaalwachs).
Die Angebotspalette enthält so unterschiedliche Produkte wie das
Bleichwasser "Eau de Javelle" (enthält u.a. Chlor, Soda, Salzsäure) oder
Haarspiritus und auch
Viehpulver gegen Knochenweiche und
Mastpulver (Fresspulver, Appetit anregend für Schweine und Kälber). |
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Englische
Odontine |
(Desinfektion der Zähne:) |
4 g |
Kampfer |
25 g |
Alkohol |
25 g |
Essigäther |
6 g |
Nelkenöl |
2 g |
Cajeputöl |
4 g |
Eucalyptusöl |
4 g |
Myrrhentinktur |
5 g kosten 25 Pf
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Stocks
Honigkuchengewürz |
50 g |
Canehlblüte |
50 g |
Canehl (Zimt) |
50 g |
Sternanis |
50 g |
Coriander |
25 g |
Kardamon |
10 g |
Zitronenöl |
25 g |
Nelkenpulver |
1 g |
Vanillin |
Beutel mit 12 g kostet 10 Pf
und reicht für 2 Pfund Mehl |
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Mit Feinwaagen werden die Zutaten in der Küche abgewogen und die
Mischungen in Pulverform oder flüssig, als Salbe oder Kräutertee
abgefüllt. Für größere Mengen besonders von Flüssigkeiten müssen die
Kunden Gefäße mitbringen. |
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Ernst Stock erweitert die Drogerie und Kolonialwaren-handlung durch
den Vertrieb von fotografischen Artikeln.
1914 wird die Tochter Grete geboren.
Foto 1916. Klara Stock mit Tochter Grete vor der Drogerie. Dahinter das Haus Rochow.
Zu dieser Zeit
ist Ernst Stock Soldat. |
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Den 1. Weltkrieg erlebt Ernst Stock von
Anfang bis Ende vornehmlich aus der Luft.
Mit seinen fotografischen
Kenntnissen ist er folgerichtig in einer Fliegerabteilung mit Auftrag
Luftaufklärung. Die Luftfotografie steckt noch in den Anfängen, aber für
militärische Zwecke geht die Entwicklung in großen Schritten voran.
Ernst Stock erlebt die Entwicklung mit und ist vielleicht daran beteiligt. |
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Links:
Der Gefreite Meyer und Ernst Stock (mit Kamera, siehe Foto rechts die
Vergrößerung) vor dem Aufklärungs-flugzeug, Doppeldecker vom Typ
Albatros B IIa.
Die Zweisitzermaschine ist unbewaffnet. Man "schießt" nur mit der
Kamera. |
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Gruppenbild der Fliegerabteilung |
Studieren der Flugroute. |
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Ernst Stock sitzt hinter dem Piloten. |
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Ernst Stock (in Uniform) auf Heimaturlaub und Klara Stock.
Links: Emil Kothe und sein Sohn Walter Kothe. Letzterer gehört übrigens
zu den ersten Lüchower Fußballern. Man findet ihn auf den ältesten
Fußballerfotos. Seine Tochter Carla Kothe wird später Georg Henke vom
Radioladen in der Drawehner Straße heiraten. (Für diese Darstellung
der Geschichte der Drogerie Stock hat Carla Henke einige Informationen
beigetragen.) |
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Klara Stock mit ihrer Tochter Grete (geb. 1914) und ihrer Schwester Margarete Rott im
Hof hinter der Drogerie. Das Bemerkenswerte an dem Foto
ist der Schlüsselbund, den Klara Stock immer am Körper trägt (nicht nur
wegen der Abwesenheit ihres Mannes). Dabei geht es um die zahlreichen
Kammern und Schränke wie Lager, Labor, Giftraum, Giftschrank, Tresor
etc. Klara ist für die Sicherheit zuständig, verantwortungsvoll bis ins
hohe Alter. |
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Die Nachbarfamilien Rochow und Stock im Amtsgarten. |
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Ausflug mit dem Automobil von Klara Stocks Schwester Margarete und deren
Mann Carl Heise, der die Firma Alfelder Eisenwerke von Otto Wesselmann
übernommen hat. Von dort sind sie zum Besuch
nach Lüchow gekommen.
Im Auto (aus Alfeld) sitzen außerdem Klara und Ernst Stock sowie ihre
Nachbarn, Ehepaar Rochow.
Klara Stocks andere Schwester
Paula hat Otto Suck geheiratet und sie haben einen Sohn. Otto Suck
überlebt den Krieg nicht. Noch kurz vorm Ende im Oktober 1918 kommt er an
der Front um. Klara Suck bleibt als Witwe mit ihrem Sohn in Seesen und
hält das Wohnhaus von Wesselmann-Rott in Familienbesitz und über weitere
Generationen als beliebten Treffpunkt der Verwandtschaft. |
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1919 Ausflug mit der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn.
Hier am Bahnhof Örenburg: Margarete Heise, Frau Rochow, Klara Stock, Emil Kothe. Das Kind ist
Grete Stock. |
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In der Tour beginnen wir eine weitere Spur, die später nach Naulitz führen
wird. Dazu begeben wir uns an die Elbe und schauen von Gorleben rüber
nach
Wootz.
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Weiter in dieser Spur (Seite erstellt im Februar 2012) |