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Mützingen um 1920
Hof Niehus
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Seiten, die mit dieser zusammen- hängen:
Wibbese um 1900
Wibbese 1910
Mützing. 1910-63
Spranz
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Der eigentliche Ort Mützingen liegt
außerhalb der Skizze.
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Der
Hof von Familie Niehus liegt in der Nähe der Ziegelei und ist auf der Skizze zu
deren Bauantrag eingezeichnet. Auf
dem Original ist mit Wibbeser Siegel vermerkt:
Die Richtigkeit des Lageplans bestätigt
Der Gemeindevorsteher Heuer
Wibbese 1.3.1907.
Das Land nördlich des Weges gehört Bauer Kofahl in Wibbese (siehe
Wibbese
1900). Auf dem damaligen Heideland steht heute Wald.
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Christoph Niehus war Oberförster im Forst Dragahn und als seine erste Frau
zwei Jahre nach der Hochzeit starb, hatte er die jüngste Tochter des Försters
Eggert aus Mützingen geheiratet. Deren Schwestern Hedwig und Ottilie Eggert (beide unverheiratet)
leiteten die Jugendherberge in
Hitzacker und der Bruder Hans Eggert arbeitete in der Stadtverwaltung von Lüchow.
Zur Zeit unserer Erzählung ist die einzige Tochter des Oberförsters Niehus,
Elsbeth, eine junge Frau.
Der 1. Weltkrieg ist zuende, aber es bleiben größere Gruppen von russischen
Kriegsgefangenen noch längere Zeit in den Dörfern. Wie die Nachkommen es später
ausdrücken, hat
Elsbeth Niehus "wohl mal eine schwache
Stunde". Was auch immer abgelaufen sein mag. Sie wird schwanger und eine soziale
Katastrophe nimmt ihren Lauf. Ob und wie sehr sie selbst gelitten hat, ist
vorstellbar, jedoch nicht
überliefert. Aber für die 1920 geborene Tochter Lisa wird später die Schulzeit zum
Spießrutenlauf als "Russenbalg".
Elsbeth Niehus verdient als Schneiderin den Lebensunterhalt für sich und ihre uneheliche Tochter
Lisa. Sie wird von den Bauern in die
verschiedenen Dörfer gerufen und ist deshalb viel unterwegs.
Lisa wird von den Großeltern betreut. Seit Christoph Niehus
schweres Gelenkrheuma hat und nur noch mit zwei Achselkrücken gehen kann, ist es
ihm nicht mehr möglich, seinen Försterberuf auszuüben. Häufig sitzt Lisa auf Opas
Schoß. „Wo is mien Popp?“ sagt er oft zur kleinen Lisa und sie muss ihm die
umgefallenen Krücken reichen.
Niehus hat eine tatkräftige Frau und zusammen pachten sie einen Gasthof in Hohenzethen von Familie
Niebuhr. Als Christoph Niehus nach wenigen Jahren stirbt, wird er in Himbergen beerdigt.
Seine Witwe geht wieder nach Mützingen und ist deshalb in Wibbese begraben.
Für die alleinstehende Mutter Elsbeth Niehus gewinnt das Leben wieder eine Perspektive, als sie in Spranz
Ernst Baas kennen lernt, dem die hässlichen gesellschaftlichen Normen den
"Buckel runterrutschen". Er heiratet 1925 Elsbeth Niehus und wird der Tochter
Lisa zum richtigen Vater.
Die Geschichte von
Ernst Baas, der als Kindknecht nach Spranz gekommen war, ist ebenfalls
überliefert.
Wir lassen jetzt
Lisa Bakowski, geb. Niehus, erzählen:
"Mein Stiefvater war als Kind aus Hamburg "aufs Land"
geschickt worden. Das heißt, er kam aus einer, wie man heute sagen würde, sozial
schwachen Familie und sollte es beim Bauern besser haben. Aber dort wurden
solche Kinder als billige Arbeitskräfte angesehen.
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Er landete in Fließau, wo er es
zunächst so schlecht antraf, dass die Nachbarn eine bessere Stelle für
ihn suchten.
Die fanden sie bei Bauer Jauch in Spranz. Auf dem großen Hof hatte es ein
schweres Unglück gegeben. Der einzige Sohn war in das Getriebe eines
Göpels (siehe Foto) geraten und hatte dabei
ein Bein verloren. Bauer Jauch sah in dem Jungen aus Hamburg einen
kräftigen Burschen, der auch für seinen behinderten Sohn ein
Spielgefährte sein könnte. Tatsächlich wurden die beiden Jungen dicke
Freunde und mein späterer Stiefvater arbeitete dort um 1925 als
Wirtschafter, nachdem die alten Jauchs gestorben waren. Dann lernte er
meine Mutter in Mützingen kennen, die mich als uneheliches Kind von
einem russischen Kriegsgefangenen hatte. Das war für mich übrigens
später sehr schlimm, aber er hat das akzeptiert und mich als Kind
angenommen. |
Göpel. An das lange Ende des Balkens wird ein Zugtier (Pferd, Kuh, Esel)
angebunden. Durch stetigen Gang im Kreis wird das eiserne Getriebe
gedreht und die Bewegung wird unterirdische über eine Welle auf das
Riemenrad übertragen. Damit können unterschiedliche Maschinen
angetrieben werden. (Die Aufnahme stammt aus
Beutow. Sammlung Renate Schulz, Zebelin. Siehe auch
Göpel in Betrieb
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Ich erinnere mich an eine Feier, das muss die Hochzeit
gewesen sein, da hat mich Lehrer Hard aus Wibbese auf den Arm genommen und
gesagt: "Nächstes Jahr kommst du zu mir in die Schule." Deshalb weiß ich, dass
das 1925 gewesen sein muss.
In Mützingen waren viele Kinder, die 1926 mit mir nach Wibbese in die Schule
gingen. In Wibbese hatte ich auch eine Freundin. Das war Adele Kofahl. Wir haben
doll zusammengehalten. Mit Heuers waren wir irgendwie verwandt. Den Onkel hab
ich gern gehabt.
Aber ich ging nur ein halbes Jahr zu Lehrer Otto Hardt in die Schule, denn mein (Stief)Vater
bekam eine Stelle als Forstschutzgehilfe und wir zogen
in ein abgelegenes Nest mitten im Wald, nämlich nach Parpar. Dort war ich
allein. Es gab keine anderen Kinder."
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Hermann Bischoff aus Wibbese erzählte:
"Bis 1904 hat mein Vater noch das Korn mit dem
Dreschflegel aus dem Getreide geschlagen. Dann bekamen wir die erste
Dreschmaschine, die mit Pferden (Göpel s. u.)
angetrieben wurde. Die kleinen Bauern fuhren nach Mützingen zum
Schmiede-Schulze, der schon eine große Dreschmaschine hatte."
Schmiede-Schulze selbst erzählte:
"In den 30er Jahren bekam ich meinen ersten
Trecker. Der war so groß und schwer, dass er für die Landwirtschaft
nicht zu benutzen war. Ich brauchte den Trecker zum Antreiben meiner
großen Lanz-Dreschmaschine. Da der Trecker so hoch war, habe ich ihn
umgebaut, so dass er nachher 40 cm tiefer war. Dazu habe ich eine
Vorderachse von einem LKW untergebaut." |
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Bevor wir Lisa Niehus im einsamen Parpar weiter
verfolgen, stellen wir einen Schmied in Pudripp vor, der wie der
Mützinger Schmied ebenfalls Schulz heißt.
Schmiedemeister Otto Schulz in Pudripp
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(Seite erstellt im Oktober 2008, geändert im September
2010) |
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