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Dienststelle ermittelt gegen eigene Leute /
Konfliktmanager geriet in Gorleben mit Berliner Kollegen
aneinander |
Filmreife Prügelszenen zwischen drei Polizisten beim
Castor-Einsatz in dieser Woche beschäftigen jetzt die Ermittler. Die
Lüneburger Polizei ist zurzeit dabei, den genauen Ablauf der
handfesten Auseinandersetzung zwischen einem Konfliktmanager der
Polizei aus Niedersachsen und zwei Berliner Einsatzkräften zu
klären. „Wir schauen uns erst mal die eigenen Filmaufnahmen und
mögliche Fernsehbilder an“, sagte der Sprecher der Lüneburger
Polizeidirektion, Torsten Oestmann. Anschließend sollen die
Beteiligten und Zeugen befragt werden. Erst dann gehe es um mögliche
strafrechtliche Konsequenzen des offenbar bundesweit bisher
einmaligen Vorgangs.
Zu der Schlägerei unter Polizeibeamten war es am Dienstagabend bei
Grippel kurz vor dem Zwischenlager Gorleben gekommen. Mehrere
Menschen hatten sich auf der Straße in einem Zementblock an einem
Trecker festgekettet. Augenzeugin Susanne Kamien beobachtete, dass
Einsatzkräfte der Polizei aus Berlin Demonstranten und Polizisten in
Richtung des Treckers drängten. „Die Situation wurde immer
bedrohlicher, die Menge staute sich“, berichtete sie. Die beiden
Konfliktmanager, deutlich an orangenen Warnwesten mit der Aufschrift
„Konfliktmanager“ auf dem Rücken und „Polizei“ auf der Brust zu
erkennen, hätten versucht, auf die Berliner Polizisten beruhigend
einzureden. Als die Menge immer stärker in Richtung des Treckers
gedrängt wurde, habe einer der Konfliktmanager versucht, einen
Polizisten mit der Hand wegzuschieben. „Plötzlich kam die Faust und
landete im Gesicht des Konfliktmanagers“, berichtete Augenzeugin
Kamien. Daraufhin habe der geschlagene Polizist seinen Berliner
Kollegen am Kragen gepackt. „Dann kam von einem anderen Polizisten
die nächste Faust aufs Auge des Konfliktmanagers“, sagte sie. Die
Castor-Gegnerin Kamien habe sich daraufhin zwischen die Polizisten
gestellt und sagte nach eigenen Angaben: „Ihr könnt euch doch nicht
gegenseitig verprügeln.“
Kurze Zeit später sei die Auseinandersetzung dann weiter gegangen.
„Die beiden wollten sich gegenseitig festnehmen“, berichtete Kamien.
Kollegen hätten die Streithähne dann getrennt. Jetzt liegen zwei
Strafanzeigen wegen Körperverletzung im Amt vor, eine vom
Konfliktmanager und eine von den Berliner Polizisten. Der
Konfliktmanager wurde im Gesicht verletzt, er hat Schwellungen und
blaue Flecken.
Die Staatsanwaltschaft Lüneburg wartet auf das Ermittlungsergebnis
der Polizei, sagte Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke.
Körperverletzung im Amt sei ein so genanntes Offizialdelikt. Deshalb
werde in diesem Fall auch dann ermittelt, wenn keine Strafanzeigen
vorlägen.
Der Leiter der Konfliktmanager, Eckhard Gremmler, bedauerte die
Auseinandersetzung. Die Prügelei schade der Arbeit der Polizei und
der Konfliktmanager. „So etwas hat es in einem Polizeieinsatz noch
nie gegeben“, sagte Reiner Fischer von der Gewerkschaft der Polizei.
Seiner Ansicht nach ist die Ursache für die Schlägerei die große
Anspannung der Polizisten während des Castor-Einsatzes.
Mathias Klein |