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Aus: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 23.11.2005

  Prügelei: Polizisten wollten sich festnehmen
 
Dienststelle ermittelt gegen eigene Leute / Konfliktmanager geriet in Gorleben mit Berliner Kollegen aneinander

Filmreife Prügelszenen zwischen drei Polizisten beim Castor-Einsatz in dieser Woche beschäftigen jetzt die Ermittler. Die Lüneburger Polizei ist zurzeit dabei, den genauen Ablauf der handfesten Auseinandersetzung zwischen einem Konfliktmanager der Polizei aus Niedersachsen und zwei Berliner Einsatzkräften zu klären. „Wir schauen uns erst mal die eigenen Filmaufnahmen und mögliche Fernsehbilder an“, sagte der Sprecher der Lüneburger Polizeidirektion, Torsten Oestmann. Anschließend sollen die Beteiligten und Zeugen befragt werden. Erst dann gehe es um mögliche strafrechtliche Konsequenzen des offenbar bundesweit bisher einmaligen Vorgangs.

Zu der Schlägerei unter Polizeibeamten war es am Dienstagabend bei Grippel kurz vor dem Zwischenlager Gorleben gekommen. Mehrere Menschen hatten sich auf der Straße in einem Zementblock an einem Trecker festgekettet. Augenzeugin Susanne Kamien beobachtete, dass Einsatzkräfte der Polizei aus Berlin Demonstranten und Polizisten in Richtung des Treckers drängten. „Die Situation wurde immer bedrohlicher, die Menge staute sich“, berichtete sie. Die beiden Konfliktmanager, deutlich an orangenen Warnwesten mit der Aufschrift „Konfliktmanager“ auf dem Rücken und „Polizei“ auf der Brust zu erkennen, hätten versucht, auf die Berliner Polizisten beruhigend einzureden. Als die Menge immer stärker in Richtung des Treckers gedrängt wurde, habe einer der Konfliktmanager versucht, einen Polizisten mit der Hand wegzuschieben. „Plötzlich kam die Faust und landete im Gesicht des Konfliktmanagers“, berichtete Augenzeugin Kamien. Daraufhin habe der geschlagene Polizist seinen Berliner Kollegen am Kragen gepackt. „Dann kam von einem anderen Polizisten die nächste Faust aufs Auge des Konfliktmanagers“, sagte sie. Die Castor-Gegnerin Kamien habe sich daraufhin zwischen die Polizisten gestellt und sagte nach eigenen Angaben: „Ihr könnt euch doch nicht gegenseitig verprügeln.“

Kurze Zeit später sei die Auseinandersetzung dann weiter gegangen. „Die beiden wollten sich gegenseitig festnehmen“, berichtete Kamien. Kollegen hätten die Streithähne dann getrennt. Jetzt liegen zwei Strafanzeigen wegen Körperverletzung im Amt vor, eine vom Konfliktmanager und eine von den Berliner Polizisten. Der Konfliktmanager wurde im Gesicht verletzt, er hat Schwellungen und blaue Flecken.

Die Staatsanwaltschaft Lüneburg wartet auf das Ermittlungsergebnis der Polizei, sagte Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke. Körperverletzung im Amt sei ein so genanntes Offizialdelikt. Deshalb werde in diesem Fall auch dann ermittelt, wenn keine Strafanzeigen vorlägen.

Der Leiter der Konfliktmanager, Eckhard Gremmler, bedauerte die Auseinandersetzung. Die Prügelei schade der Arbeit der Polizei und der Konfliktmanager. „So etwas hat es in einem Polizeieinsatz noch nie gegeben“, sagte Reiner Fischer von der Gewerkschaft der Polizei. Seiner Ansicht nach ist die Ursache für die Schlägerei die große Anspannung der Polizisten während des Castor-Einsatzes.
Mathias Klein

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